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Geschichte 5 - Geschichte 6 - Yamamoto: Geschichte 7 , 8, 9, 10, 11, 12

 

Geschichte 5

In einem rot-orangen Stern glühender Wrackteile detonierte das bedrohlich wirkende Jem’Hadar-Schlachtschiff, aber sofort übernahmen zwei cardassianische Kreuzer der Keldon-Klasse dessen Position in der Verteidigungsmauer. Trotzdem stellte die Vernichtung des Schlachtschiffs einen kleinen Sieg für die vereinte Flotte, bestehend aus Schiffen des Klingonischen Imperiums und der Sternenflotte, dar.

Die U.S.S. Des Moines, von der die tödlichen Torpedos abgefeuert wurden, drehte in einem engen Kreis von dem Wall aus gegnerischen Schiffen ab; die Phaserenergie der beiden cardassianischen Kreuzer, die das elegante Schiff der Excelsior-Klasse unter Beschuss nahmen, ließ die geschwächten Schilde kurz aufleuchten, bevor ein weiterer Generator ausfiel.

Durch die Rückkopplung der Überladung an dem Schildgenerator explodierte im fast kreisrunden Kommandozentrum der Des Moines die Hälfte der taktischen Konsole. Der an der Flugsteuerung sitzende Captain Thomas Brice musste mit ansehen, wie der Lieutenant durch die Luft geschleudert wurde und unsanft auf dem Boden der Brücke aufschlug. Schnell programmierte er einen Kurs vom Verteidigungsperimeter des Dominion weg, ging dann zu dem am Boden liegenden und fühlte seinen Puls. Lieutenant Vale Josson versicherte sich schnell, ob sie den Gefahrenbereich wirklich hinter sich ließen und ging dann von ihrer Station an der OPS zu einer Wandnische, um ein MediKit von dort zu holen, was sie ihrem Vorgesetzten dann zuwarf. Während Brice dem Verletzten ein Sedativum verabreichte, konfigurierte Josson einen Teil der im hinteren Brückenparts gelegene OPS-Station zur Taktik und einen weiteren Teil zur CONN, bis der Captain diesen Posten wieder übernehmen konnte. Von nun an würde sie die dreifache Arbeit verrichten müssen.

"Sanitäter auf die Brücke!" ertönte die tiefe Stimme des Captains in dem fast leeren Kommandozentrum. Jetzt, da Lieutenant Holmbach ausgefallen war, gab es nur noch die athletisch aussehende Dyranerin an der OPS und den dunkelhäutigen Menschen, der neben seinem Untergebenen kniete. Sie konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit, doch als sie wenige Sekunden später wieder nach vorn blickte, sah sie Brice wieder an der Navigation sitzen, was eigentlich nur bedeuten konnte, dass Holmbach gestorben sein musste. Schweren Herzens nahm sie die CONN aus dem Display und kümmerte sich wieder um Taktik und OPS, da sie annahm, dass der Captain einen weiteren Angriff fliegen würde.

Plötzlich jedoch begann ein Kontrollelement auf ihrer Konsole zu blinken. Als sie es berührte, öffnete sich ein Fenster.

"Captain, ich erhalte soeben neue Befehle von Commodore Laddise. Die Angriffe sind unverzüglich einzustellen; die Flotte wird sich zur Neuformierung in die Caldeon-Wolke zurückziehen."

Brice schien sie überhaupt nicht zu registrieren, aber dann bemerkte sie, dass sich die Des Moines der fliehenden Flotte anschloss. Der Nebel war nicht allzu weit entfernt, von ihm aus haben sie auch den Überraschungsangriff auf die das Weltraumteleskop bewachenden Schiffe des Dominions gestartet.

Doch etwas anderes beanspruchte mit einem Male ihre volle Aufmerksamkeit: Beinahe jedes zweite der feindlichen Einheiten folgten ihnen. Ungefähr eintausend Schiffe.

"Sir", begann sie.

"Ich seh’s", unterbrach er sie. "Behalten sie ihre Ziele im Auge, Lieutenant."

"Aye."

Wieder leuchtete das Element für eine eingetroffene Nachricht auf und Josson befürchtete schon, dass ein erneuter Angriffsbefehl sie zurück in die Schlacht schickten würde.

"Die Tian An Men erbittet unsere Hilfe beim Bergen der Treasure."

Wieder bekam sie keine Antwort, doch sie sah, wie er nach den Koordinaten der beiden Schiffe suchte und dann einen entsprechenden Kurs eingab. Auf dem Hauptbildschirm sah sie, wie sie sich schnell, vermutlich mit überlastetem Impuls, der von der verhältnismäßig kleinen Miranda abgeschleppten Ambassador näherten und dann abrupt verlangsamten.

"Lieutenant, halten sie sich bereit, um den Traktorstrahl zu aktivieren."

Sie erhielt die nötigen Koordinaten und berechnete schnell den Anflugvektor. Als sie den Traktorstrahl eingeschaltet hatte, merkte sie, dass der Captain die Geschwindigkeit wieder heraufsetzte, wobei er die Manöver mit der Tian An Men synchronisierte. Gemeinsam mit der Miranda schafften sie es, die Treasure mit beinahe drei Viertel Impuls hinter sich her zu ziehen, doch die Gegner näherten sich bedrohlich schnell.

"Öffnen Sie einen Kanal zur Treasure", befahl er plötzlich.

Josson führte still seinen Befehl aus und antwortete dann: "Verbindung steht, Sir, nur Audio."

"Captain Rigo", sprach er laut. "Ich schlage vor, sie beginnen mit der Evakuierung ihres Schiffs. Wir gelangen nicht schnell genug in sichere Entfernung, wenn wir sie auch weiterhin mitschleifen müssen."

"Captain, geben Sie uns noch etwa zwei Minuten Zeit. Mein Chefingenieur meint, er könne die manuelle Separation des Schiffs einleiten.

Ich bin mir bewusst, dass es ziemlich knapp werden wird, aber vertrauen Sie mir bitte."

"Gut, zwei Minuten. Aber wenn Sie dann noch …"

"Dann gebe ich mein Schiff auf, versprochen. Rigo, Ende."

Zwei Schwere Kreuzer der Akira-Klasse gesellten sich zu ihnen, um ihnen bei dem bevorstehenden Kampf beizustehen, aber es dauerte nicht einmal die vollen zwei Minuten, bis an der Stelle, an der das Diskussegment der Treasure mit der Verbindungsfinne verbunden war, eine Reihe von mehreren kleinen Explosionen den runden Primärrumpf vom Rest des Schiffes trennten.

Sofort ging ein Ruck durch alle drei Schiffe, als sich die Masse des zu schleppenden Schiffes um mehr als drei Viertel reduzierte und sie nun schneller vor den Angreifern fliehen konnten. Doch die waren bereits auf recht bedrohliche Nähe heran und selbst jetzt würden sie keinen vollen Impuls fliegen können.

Captain Brice sah auf dem Hauptbildschirm, wie die feindlichen Schiffe sich dem im Raum drehenden, noch immer mit fast drei Viertel Impuls treibenden Sekundärrumpf der Treasure näherten. Er brauchte keinen Blick auf seine Konsole zu werfen, um zu sehen, dass sie beinahe in Schussweite wahren.

"Sir, wir erhalten eine weitere Nachricht von der Treasure. Sie haben ihren Impulsantrieb wieder flott gemacht."

In ihrer Stimme hörte er, was auch er jetzt fühlte: Erleichterung. Sie würden den Feinden entkommen können.

Während die Traktorstrahlen abgeschaltet wurden, schwenkte aus der Unterseite des geretteten Diskus der Hilfsantrieb. Sie erhöhten ihre Geschwindigkeit auf vollen Impuls und zusammen mit der Tian An Men und flankiert von den Akiras geleiteten sie den Diskus zum Nebel.

Brice beobachtete weiter die sich nähernden Schiffe. Sie überholten gerade die treibende Antriebssektion. Er hoffte, irgendwann würden sie erkennen, dass es keinen Sinn machte, ihnen in den Nebel zu folgen, aber sie machten keinen Rückzieher.

Mit einem Male kam Bewegung in die Flotte. Hastig stoben sie in alle Richtungen auseinander. Sie drehten ab!

"Captain, im Maschinenraum der Treasure versagen alle Notsysteme. Sie wird gleich…"

Lieutenant Josson verstummte, als sich der Sekundärrumpf in eine kleine Sonne verwandelte, die für einen Moment heller strahlte als jeder andere Stern. Antimaterie und Materie lösten sich in einem grellen Blitz auf und rissen Hunderte der Schiffe des Dominion mit sich.

Als das Schauspiel vorüber war, konnte Brice das wahre Ausmaß dieses Manövers erkennen. Die Flotte war um beinahe die Hälfte reduziert worden, und viele weitere Einheiten trieben beschädigt durch das All. Doch als wenn ihnen diese Verluste nicht ausreichen würden, nahmen die cardassianischen Schiffe den Verfolgungskurs wieder auf. Sie wollten Rache. Die restlichen Schiffe des Dominionverbandes, die von den Vorta geführt wurden, zögerten, aber dann ließen sie ihre cardassianischen Verbündeten im Stich und flogen zum Perimeter zurück. Die Cardassianer jedoch kümmerten sich nicht darum, ob sie nun allein ihre Rache bekamen oder nicht, vermutlich war es ihnen so lieber, denn jetzt war es ihr Kampf.

Die Des Moines tauchte in den Nebel ein und sofort drehten die beiden Akiras ab und bezogen Stellung. Die Tian An Men blieb etwas länger, begab sich dann aber auch in Deckung.

"Commodore Laddise meldet sich."

Ohne dass er etwas sagen musste, veränderte sich das Bild auf dem Schirm vor ihm und er sah den alten Cepriden: "Captain, können Sie Ihr Schiff erneut in die Schlacht führen?"

Brice musste das eben gehörte erst einmal verarbeiten. Doch noch ein Angriff?

"Ja, Commodore. Ich werde zwar nicht in vorderster Front sein können, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Lady noch den einen oder anderen Kampf austragen wird. Aber was ist mit dem Rückzugsbefehl?"

"Die Situation hat sich verändert. Wir haben Unterstützung von der elften Flotte erhalten. Wir schätzen, bis heute Abend werden wir das Teleskop zerstört haben. Sovereign, Ende."

Der Bildschirm wechselte wieder und er sah die Staubwolken vor dem Schiff. Wie auf Kommando schälten sich Schatten aus den Nebelschwaden und er erkannte zuerst die U.S.S. Sovereign, gefolgt von drei Galaxys und dann weiteren Schiffen. Hunderte.

Der Kampf ging weiter.

Halle an der Saale, 20. Januar 2002

 

Geschichte 6

Seit beinahe dreißig Jahre war er ein Held seines Volkes. Nun befehligte er einen großen Teil der Flotte in einer der wichtigsten Schlachten dieses Krieges. Eine Streitmacht, die mit seinen Verbündeten gegen jene Leute einen Kampf ausfocht, gegen die sein Volk schon vor beinahe dreißig Jahren kämpfte. Während diesen dreißig Jahren, noch irgendwann zuvor oder darauf jedoch, hatte er eine so schwerwiegende Entscheidung treffen müssen. Es war eine Entscheidung, die auf jeden Fall das Überleben aller seiner Mitbürger beeinflussen würde. Ein ganzes Volk. Er hatte sich zu entscheiden, ob er seine Verbündeten unterstützen sollte, damit sie dem Feind auch weiterhin die Stirn bieten konnten oder sich gegen sie wenden sollte, um dem Gemetzel ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.

Beiden Gemetzeln: dem Sterben hier auf einem Schlachtfeld inmitten der Ewigkeit des Universums und der Plage des Verrates, dem sein Volk auf seiner Heimatwelt ausgesetzt war. Wie konnte er ihnen am besten dienen?

Wenn er nur wüsste, ob seine Gegner mit der Unterstützung seiner Schiffe sowohl dem Leiden, als auch den Verbündeten ein Ende bereiten würden können. Sie hatten starke Verbündete in dem Dominion gefunden, und das war auch gut so. Damals. Sie hatten mit Hilfe des Dominions gehofft, endlich ihren rechtmäßigen Platz im Gefüge dieser Galaxie wiederzuerlangen.

Falls es aber nicht gelänge, wäre seinem Volk ein unsagbar grausamer Untergang gewiss, an dem er eine nicht zu vergebende Teilschuld haben würde. Er wusste aber auch, dass er nicht mehr genug Zeit hatte, die Entscheidung noch länger hinauszuzögern.

Mit einem Male erhob sich Gul Tirek aus dem Sessel des Kommandanten und forderte den Glinn an der Kommunikationsstation auf, einen sicheren Kanal zu allen cardassianischen Schiffen herzustellen. Die Zeit war gekommen.

"Soldaten und Helden von Cardassia", begann er. "Es gab Momente, in denen wir froh waren, das Dominion an unserer Seite zu wissen. Es gab Momente, in denen wir hoffen durften, uns als das zu erkennen zu geben, was wir wirklich sind: Krieger und die wahren Herrscher des Alpha-Quadranten. Diese Momente gehören ab nun der Vergangenheit an. Auf unsere Verbündeten ist kein Verlass mehr und jetzt haben wir dafür zu sorgen, dass wir den Nachfahren unserer früheren Feinden nicht nur aus den Geschichtsbüchern einen Schrecken einjagen."

Er machte eine kleine Pause, bevor er mit erhobener Stimme fortfuhr: "Für Cardassia, folgt mir!"

Gul Tirek ließ den Kanal schließen, dann wandte er sich an den Offizier an der Schiffssteuerung.

"Glinn Govet, neuer Kurs: eins null drei Komma null eins null. Angriffsgeschwindigkeit."

Dann befahl er dem taktischen Offizier: "Zielen Sie auf das Dominionschiff direkt voraus. Maximale Energie auf die Waffenphalanx."

Er ließ einen Augenblick verstreichen, in dem er nochmals das Für und Wider des nächsten Befehls abwog, dann sagte er voller Hoffnung: "Feuer frei."

Halle an der Saale, 06. April 2002

 

Yamamoto: Geschichte 7

Sie durchquerten einen Nebel. Seit Jahrmillionen diente dieser Ort gleichermaßen als Geburtsort sowie Sterbebett der Sterne und nun störte eine kleine Flottille die heimliche Stille und beraubten ihn seiner Rohstoffe. Die Schiffe brauchten Ruhe und Erholung von der letzten Schlacht, kaum eines von ihnen konnte sich ohne größere Wunden in diesen sicheren Hort retten. Es gab aber noch etwas, das viel tiefer als alle Wunden die Beteiligten verletzte. Während dieses Kampfes hatten sie ihren Befehlshaber verloren. Das Kommandoschiff war gleich zu Beginn das Ziel heftiger Angriffe klingonischer Kreuzer gewesen.

Captain Akira Yamamoto saß in seinem Bereitschaftsraum und betrachtete das Symbol der Föderation auf dem Tischcomputer. Schon vor Minuten endete die Nachricht, die ihn mit vier Tagen Verzögerung erreicht hatte.

Langsam beugte er sich vor, um das Gerät zu deaktivieren. Noch immer konnte er nicht ganz begreifen, was ihm soeben mitgeteilt wurde. Sie hatten gleich nach dem Erreichen der Zuflucht eine Nachricht an den nächstgelegenen Flottenstützpunkt abgeschickt, um zu erfahren, wie sie fortfahren sollten.

Nun lag die Antwort vor.

Schon während der Schlacht hatte er als dienstältester Offizier die Führung der Flottille übernommen und jetzt ist sie ihm auch von Kommando der Sternenflotte unterstellt worden. Mit gerade einmal dreiunddreißig Jahren. Er hatte angenommen, dass ihnen ein neuer Commodore zugeteilt oder dass die Kampfgruppe auf andere Flotten aufgeteilt werden würde. Aber es gab zu wenig Offiziere.

Er verlies den Bereitschaftsraum und ging zurück auf die Brücke.

"Wie sieht unser Deuteriumvorrat aus?", fragte er seinen ersten Offizier.

"Zu beinahe zweiundsechzig Prozent aufgefüllt."

Er war vor sieben Tagen achtundzwanzig geworden. Die meisten auf der Brücke waren noch jünger. Wie auf den meisten Brücken der Föderationsschiffe.

Akira setzte sich in seinen Sessel und überlegte, was als nächstes zu tun sei. Wie auch immer er lauten würde, es wäre sein erster offizieller Befehl als Commodore.

"Admiral Ross hat mir soeben die Flotte unterstellt", begann er. "Die Reparaturmannschaften sollen zurückkehren. Raumbasis 375 ist zu weit entfernt, also rufen Sie Basis 377 und informieren Sie sie, dass wir kommen werden, um die notwendigen Instandsetzungen durchführen zu lassen."

"Aye", begann sein Stellvertreter und sah ihn an, bevor er fortfuhr: "Commodore."

Die Flottille näherte sich ohne Hast dem Außenposten. Eine kleine Gruppe von Sternenflottenschiffen hatte Stellung zum Schutz der Basis bezogen und umkreiste das Objekt bedächtig. Es gab keine Andockstationen, aber von den vier Shuttlebuchten starteten WorkBees und Sphinx-Arbeitskapseln und strömten den verwundeten Ankömmlingen entgegen. Als die Schiffe gestoppt hatten und die Reparaturarbeiten begannen, verließ ein weiterer Kreuzer den Subraum.

"Sir, wir erhalten eine Nachricht von dem ankommenden Schiff. Es ist ihre Schwester."

Im Transporterraum erschien in blau schimmerndem Licht eine Person, die nach Abschluss des Transfers zu ihm herablächelte. Akira hielt ihr die Hand entgegen und half ihr von der Plattform, bevor er sie umarmte und sie sagte: "Lass uns einen Tee trinken – wir haben etwas zu besprechen."

In seinem Raum knieten sie auf kleinen Kissen vor einem niedrigen Tisch. Vor ihnen stand je eine Schale Tee und nach den üblichen Gesprächen kam sie zu dem Thema, über das sie schon die ganze Zeit über mit ihm reden wollte: "Vater ist tot."

Diese Worte trafen ihn hart. Er erinnerte sich plötzlich an ein Gesicht, das sich voller Zorn von ihm abwandte.

"Ich bedaure sehr, dass ihr euren Streit nicht beilegen konntet", sprach sie weiter.

"Selbst jetzt noch nimmt er dir übel, dass du der Sternenflotte beigetreten bist und nicht, wie er es wollte, seine Manufaktur übernommen hast."

Sie berührte flüchtig den Kommunikator an ihrer Brust: "Yamamoto an Saphire: Jetzt."

Auf dem Tisch materialisierte ein flaches Stativ aus gewundenem, fast schwarzem Holz. Akira erkannte es schon, bevor es vollständig transferiert worden war. Auf dem Stativ lag das Schwert der Familie Yamamoto, das Schwert, das seit ewigen Zeiten vom Vater an den Sohn weitergegeben worden war.

Die Familiengeschichte reichte fast zweitausend Jahre zurück und irgendwann in dieser Zeit hatte ein Vorfahr bei verschiedenen Meistern der Waffenschmiede gelernt. Danach hatte er das beste von allen Verfahren zu einem neuen vereint und so die härtesten, aber gleichzeitig leichtesten und schnellsten Waffen der Region gefertigt. Aufträge aus ganz Japan erreichten ihn und viele junge Leute wollten bei ihm die Kunst erlernen, aber er lehrte sie nur die Grundlagen. Die hohe Kunst wurde nur vom Vater an den ältesten Sohn weitergegeben. Hatte der Sohn die Ausbildung abgeschlossen, wurde ihm dieses Schwert überreicht. Der Legende nach ist dies das erste, welches nach der neuen Schmiedetechnik hergestellt worden war.

Sein Vater hatte auch ihm das Wissen vermittelt, doch es hatte ihn nicht weiter interessiert. An dem Tag, als er das elterliche Heim verließ und nach San Francisco zog, hatte er das letzte Mal mit seinem Vater gesprochen. Doch es waren keine Abschiedsworte, sondern zornige Flüche, die mit ihm das Haus hinter sich ließen.

In den ganzen vier Jahren der Ausbildung hatte sein Vater nicht einmal angerufen und als seine Schwester im zweiten Jahr ebenfalls zur Akademie kam, erzählte sie ihm nur, dass es verboten war, im Haus über ihn zu reden.

Mit einem Male fühlte er Bedauern, dass er sich nicht mehr um die Familie gekümmert, sondern sein eigenes Leben gelebt hatte.

"Er hat verfügt", begann sie, "dass du es unter keinen Umständen erhalten sollst. Ich habe mit Mutter darüber gesprochen und wir waren uns einig, dass wir uns diesem Wunsch widersetzen sollten. Wir hatten schon lange genug zu leiden, sie besonders. Dass sie nicht mit dir reden durfte, hat sie sehr still werden lassen.

Wir sind der Meinung, es ist Zeit, dass ihr diese Sache hinter euch lasst. Ich weiß, dass du dazu bereit bist und dass er willens war, dir zu vergeben. Nun hat er nicht mehr die Möglichkeit, dich in den Arm zu schließen und dir zu sagen, wie stolz du ihn im Innersten seines Herzens gemacht hast.

Verwahre es gut, bis du einen Nachkommen hast, dem du es weiterreichen kannst."

Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Melde dich bei Mutter, ich habe ihr versprochen, du würdest es tun."

Sie ließ ihn zurück und er versprach, darauf acht zu geben. Vielleicht würde schon bald eine Zeit kommen, zu der er seinem Vater beweisen konnte, dass seine Entscheidung nicht falsch gewesen war.

Halle an der Saale, 25. Februar 2004

 

Yamamoto: Geschichte 8

Seit vielen Milliarden Jahren umkreisten mehrere Hundert Milliarden Sonnen das grell scheinende Zentrum einer Galaxie, die vor wenigen Tausend Jahren von den Menschen Milchstraße getauft wurde. Viele dieser Sonnen wurden von Planeten auf ihrer schier endlosen Reise begleitet, aber die meisten von ihnen würden niemals mit den Freuden des Beherbergen von Leben begünstigt sein.

Einige jedoch hatten das zweifelhafte Glück, in einer von vielen politischen Streitereien eine derart wichtige Rolle spielen zu dürfen, so dass für kurze Zeit ein Lebensfunke einkehrte auf ihren unwirtlich kargen Einöden. Manchmal wurden Planeten und deren Sonnen sogar so immens wichtig, dass die härtesten Kämpfe entbrannten, nur um einige Meter Boden zu gewinnen oder zu halten. Einer dieser Planeten ging unter der Bezeichnung Verteidigungsposten fünf-drei-acht gleich zu Beginn in die Geschichte des Krieges ein, den die Vereinte Föderation der Planeten gegen das klingonische Reich im Jahre 2372 führte. Verteidigungsposten fünf-drei-acht war ein recht junges Ökosystem. Seichte Ozeane, in denen das neue Leben gerade zu keimen begonnen hatte, umspülten sandige Strände.

Es war eigentlich nicht weiter verwunderlich, dass Raumschiffe der Föderation in den Orbit dieser Welt einschwenkten, war die Föderation doch vor allem als eine Gemeinschaft von Forschern bekannt. In diesem Jahr, wie auch den folgenden, wurde jedoch nicht viel geforscht. Die Schiffe kamen auch nicht, um zu erkunden, ihr Auftrag bestand darin, dieses System einzunehmen und zu verteidigen, falls nötig. Würde es der Föderation gelingen, einen Stützpunkt zu errichten und zu halten, hätte sie einen unschätzbaren Vorteil gegenüber ihren Feinden errungen, würde sie dieses Planetensystem verlieren, dann wären die Klingonen begünstigt. Das bedeutete allerdings auch, dass jede der beiden Seiten unbedingt versuchen musste, die Oberhand zu erlangen oder zu behalten.

In den folgenden vier Monaten griffen die Klingonen mehrmals an, es gab viel zu große Verluste auf beiden Seiten. Fünf Monate, nachdem die Föderation den Verteidigungsposten fünf-drei-acht eingenommen hatte, geschah es schließlich, dass die Verstärkungstruppen der klingonischen Flotte eher eintrafen als die der Föderation. Sämtliche Verzögerungstaktiken halfen nichts, und am Ende musste sie den Posten aufgeben. Die Rollen der Angreifer und Verteidiger wechselten rasch aufeinander noch weitere zwei Male, die Kämpfe wurden immer verbitterter, keine Seite wollte der anderen eine längere Pause gönnen, denn allen war bewusst, je länger der Krieg dauerte, desto schwächer war man nach dessen Beendigung; und besonders in dieser politisch schwierigen Situation unter der ständigen Angst vor einem vernichtenden Angriff aus dem Gamma-Quadranten, konnte das das Ende bedeuten. In der zweiten Hälfte des Jahres erhielt Commodore Akira Yamamoto vom Hauptquartier der Sternenflotte den Oberbefehl zur Rückgewinnung des Systems. Mit fünfundneunzig Schiffen machte er sich auf den Weg. Vier Tage dauerte der Kampf, aber letztendlich gewann ihn die seine Flotte.

Ihm blieben allerdings nur siebenundzwanzig Schiffe und Commodore Yamamoto wusste, dass der nächste Kampf das Blatt sofort wieder wenden konnte, was auf keinen Fall passieren durfte. Er wusste auch, dass dieses ewige hin und her keiner Seite endgültigen Sieg erbringen kann, es würde immer nur noch mehr Verluste und Tote geben. So war er es, der sich entschloss, den entgegenkommenden Schiffen der Klingonen eine Botschaft schickte. Es waren die ersten Kontakte, die je über dieses Planetensystem geführt wurden und trotzdem sprach keine Seite für die jeweilige Regierung. Es war ein Gespräch unter Kriegern, die allmählich einsehen mussten, dass dieser Weg der Kriegsführung nicht der richtige sein konnte. Zu viele gaben ihr Leben, um so wenig zu erreichen.

Und zum Wohle der Mannschaften kam es zu einer Übereinkunft zwischen den beiden Befehlshabenden, die es so unter ihnen noch nicht gegeben hatte.

Wenig später standen sie sich auf der sandigen Oberfläche des jungen Planeten zu einem Zweikampf mit traditionellen Waffen gegenüber. Es würde um mehr als die Ehre gehen, möglicherweise würde dieses Duell mitentscheidend sein bei dem Ausgang des gesamten Krieges. All das war den Beiden bewusst, als sie sich in die Augen blickten. Auf der einen Seite der Japaner, das Schwert seiner Familie in seiner präzisen Hand halten, auf der anderen der Klingone, das bat’leth in seinem kräftigen Arm ruhend. Einer von beiden würde nicht auf sein Schiff zurückkehren und die Flotte, die das System ohne ihren Führer verlassen musste, würde kein weiteres Mal versuchen, den Sieger herauszufordern.

"Ich bin Krotak", sagte der Klingone, "Sohn von K’Par."

"Ich bin Akira aus dem Hause Yamamoto", erwiderte der Mensch.

Nach diesen Worten begann der Kampf. Die Last der Dringlichkeit eines Sieges drückte auf beiden Schulter, trotzdem war es kein schneller, blutiger Kampf, Geduld und gegenseitige Ehrerbietung beherrschte ihn. Beide vergaßen nicht einen Moment, dass ein geachteter Krieger vor ihm stand, ebenso wussten sie, dass ein Sieg über den anderen keineswegs ein freudiges Ereignis bedeuten würde. Es ist immer ein Grund für Trauer, wenn ein Krieger einen Helden töten muss.

Der Kampf begann langsam, es war ein vorsichtiges Herantasten, Austesten der Fähigkeiten des anderen. Langsam ging er dann in ein Duell über, wie es noch keines zuvor gegeben hat, mal hatte der Mensch die Oberhand, mal der Klingone. Es war ein stetes hin und her, ohne dass lange Zeit ersichtlich wäre, wer am Ende siegen würde. Der Mensch kämpfte schnell und sehr agil, sein Schwert sauste durch die Luft dem Klingonen entgegen und prallte klirrend gegen das bat’leth, mit dem dieser jeden Angriff parieren konnte und mit seiner schieren Kraft versuchte er, den Menschen zu ermüden, als er zum Angriff überging und den Japaner zur Verteidigung zwang.

Und plötzlich stolperte der Mensch. Mit einer geschickten Rolle schaffte er es, nicht allzu hart auf dem Rücken zu landen, aber er landete ungeschickt und hatte nicht genug Schwung, wieder auf die Beine zu gelangen. Drohend baute sich der Klingone vor ihm auf. Einen Augenblick lang stand er nur da, blickte auf den am Boden Liegenden hinab, bewegte sich einen weiteren Schritt auf ihn zu und brachte sich in Position für den finalen Schlag. Mit finsterem Blick beugte er seine Knie und führte das bat’leth nach hinten. Dann klärten sich seine Augen mit einem Male auf und sein Grinsen zeigte eine Reihe spitzer Zähne während er ihm den starke Arm entgegen streckte. Der Mensch ergriff ihn, zog sich daran hoch und der Kampf ging weiter.

Vier weitere Stunden fochten sie, doch schließlich unterlag der Mensch. Nach einem letzten Angriff des Klingonen landete er erschöpft im Sand. Die spitzen Zinken des bat’leth hingen erneut bedrohlich nahe über seinem Kopf. Wieder sahen sie sich in die Augen, wieder zögerte der Klingone einen Moment und wieder holte er aus. Dann aber stockte er erneut, hinter den Knochenplatten seiner Stirn rasten die Gedanken, aber schließlich wand er sich schweigend ab und zog seinen Kommunikator, während er den Platz verließ. Der Klingone kehrte auf seinem Schiff zurück, nahm schweigend in seinem Kommandothron platz und wartete, bis der Mensch ebenfalls zurückgekehrt war. Dann ließ er einen Kommunikationskanal zu allen Schiffen, seinen eigenen und den gegnerischen, öffnen, um sein Schweigen zu brechen und allen mitzuteilen, wie sein Entschluss lautete.

"Wie kann ich einen Mann töten, der so mit Ehre kämpft, wie dieser", begann er. "Wie hätte ich das hinter mich bringen und dann je wieder meine Augen im Spiegel ansehen können. Dieser Kampf ist nun vorüber, doch hat es keinen Sieg und keinen Verlust, sondern nur Würde gegeben. Die klingonische Flotte wird sich nun zurückziehen und es wird keinen erneuten Vorstoß in dieses System geben, solange dieser Krieg unsere beiden Völker trennt."

Nach diesen Worten wendeten die Schiffe und verließen langsam den Ort der Streitigkeiten. Auch der Mensch gelobte im Namen der gesamten Föderation, nicht wieder zu kommen. Und während sich die beiden starken Flotten entfernten, erreichte ein Ruf des Klingonen den Menschen.

"Akira aus dem Hause Yamamoto", sagte der Klingone, "Es hat mein Herz mit Stolz erfüllt, zu sehen, dass es doch noch solche Ehre unter den Menschen gibt. Wenn es noch viele dich in der Flotte gibt, wird die Zeit kommen, zu der unsere beiden Regierungen, wieder zusammen finden und erkennen, dass wir nicht gegeneinander, sondern gemeinsam kämpfen sollten. Und wenn dieser Tag gekommen ist, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als an deiner Seite in den Kampf gegen unsere gemeinsamen Feinde zu ziehen."

"Krotak, Sohn von K’Par", erwiderte der Mensch. "Auch ich würde mir dies wünschen, wenn doch nicht mein Begehren nach Frieden noch größer wäre. In der Tat sehne ich mir noch mehr, dass wir uns dann wiedersehen, wenn es keinen Grund mehr gibt, in irgend einer Schlacht kämpfen zu müssen."

Mit diesen Worten verließen sie den kleinen Planeten, für den dieses Gefecht nichts bedeutete. Er zog weiter seine Bahnen um sein Muttergestirn.

Und für das Universum bedeutete es sogar noch weniger, es war belanglos, welche dieser kleinen Völker gegen wen Krieg führte oder sich mit wem verbrüderte, für das Universum gab es einen Augenblick später weder Sieger noch Verlierer und trotzdem war dies für beide Seiten einer der wichtigsten Kämpfe, den sie je zu bestehen hatten.

Halle an der Saale, 09. August und 01. Oktober 2003

 

Yamamoto: Geschichte 9

"Es war falsch, Captain", dröhnte die tiefe Stimme seines Stellvertreters in seinem Kopf und verwehte seine Gedanken. "Es war falsch, den Menschen wie einen Klingonen zu behandeln. Menschen sind schwach. Sie dagegen sind so voll Ehre, wie konnten Sie ihn ziehen lassen?"

"Ja", schloss sich sein taktischer Offizier dieser Meinung an. "Wir hätten sie besiegen können. Dieses Mal, nächstes Mal, jedes Mal.

Aber vielleicht seid Ihr ja langsam schwach? Vielleicht mangelt es ihm an Mut wie an Jugend? Wo war Ihre Ehre, als sie den Planeten verließen, anstatt ihn für das Klingonische Reich in Anspruch zu nehmen?"

"Meine Entscheidung war richtig, und es wird eine Zeit kommen, da werdet ihr alt und weise genug sein, dies zu verstehen. Das erhoffe ich mir wenigstens. Ihr jungen Klingonen habt zu wenige Schlachten erlebt, als dass ihr erkennen könntet, wann es an der Zeit ist, seinem Feind die Hand zu reichen. Ihr habt verlernt, einem Krieger in sein Herz zu sehen und ihn als gleichwertig anzuerkennen. Der hohe Rat wird mir Recht geben, also schweigt und lernt daraus."

"Nichts als lehre Rechtfertigungen. Denkt Ihr wirklich, dass der Hohe Rat sich damit zufrieden geben wird? Ihr hattet den Befehl, das System zu verteidigen, statt dessen schenkt ihr es dem Feind – und das auch noch, obwohl ihr hättet gewinnen können, obwohl wir hätten gewinnen sollen."

"Der Feind, von dem du sprichst, war lange Zeit unser Freund; vergiss das nicht!"

"Nicht Freund, sondern Verbündeter war er. Ein Feind, der es nicht verstand, seinen Feind zu vernichten oder aber zu beherrschen, als er die Möglichkeit dazu hatte. Und denen überlasst Ihr eine unserer Welten."

"Niemandem wurde etwas überlassen. Keine von beiden Seiten hat gewonnen, ebenso hat die andere Seite verloren.

Und du solltest dich glücklich schätzen, dass die Föderation den Praxis-Vorfall, auf den du zweifelsohne anspieltest, nicht genutzt hatte, um uns zu unterwerfen. Sie gaben uns eine neue Hoffnung, zeigten uns neue Wege."

"Ja. Unser Reich lag im Sterben, doch sie ließen uns nicht, sie mussten uns helfen, sie kümmerten sich nicht um unsere Sitten. Sie verweigerten einem ganzen Volk den ehrenvollen Einzug ins Sto-Vo-Kor."

"Es liegt in ihrer Natur, großmütig zu sein. Ihrem Großmut hast du es nun zu verdanken, dass du an meiner Seite in die Schlacht ziehen darfst."

"Was ist es wert, Euch in den Kampf zu folgen, wenn an Eurer anderen Seite ein Mensch mit uns zieht? Möglicherweise verlasst Ihr Euch auf ihn, ich werde es nicht und darum werde ich überleben und Sie werden sterben. Genau wie die Menschen, genau wie die Föderation.

Wenn sie nicht durch uns vernichtet werden, dann durch andere. Deshalb war es vollkommen unnötig, diesen einen Menschen am Leben zu lassen, denn er ist sowieso schon tot."

"Unser Volk war durch Praxis ins Stolpern geraten, wir brauchten Hilfe und die Föderation half uns; ja, sie haben uns wieder auf die Füße geholfen. Durch sie gibt es unser Volk auch jetzt noch. Durch sie gibt es dich jetzt. Ein anderes Volk hätte uns vielleicht unterworfen."

"Ja, vielleicht wäre ein anderes Volk gekommen und dann hätten wir unseren letzten Kampf gefochten. Unter Umständen hätten wir gesiegt, unter Umständen würden wir noch immer kämpfen und unter Umständen wären wir längst Geschichte, aber wir hätten eine weitere Möglichkeit erhalten, um unsere Ehre zu kämpfen und es hätte viele große Lieder über unseren ehrenvollen Kampf um das Überleben gegeben."

"Was bringen sie dir, wenn niemand dafür sogen kann, dass sie auch gesungen werden? So aber haben wir die Gelegenheit, auch weiterhin die Lieder unserer Vorfahren durch das Universum hallen zu lassen.

Du magst es für eine Schwäche halten und das ist sehr schade, doch damals wie heute haben sie eine Stärke bewiesen, die es in unserem Reich nicht gibt und auch das ist schade.

Aber ich bin stolz, mit ihm gekämpft zu haben und dafür habe ich ihm meine Ehre erwiesen. Ich wünsche jedem von euch, dass er dies erkennt. Besser früher als später, denn es wird eine Zeit kommen, in der unsere Volk noch schwere Augenblicke zu bestreiten haben wird. Dann werden wir froh sein, sie an unserer Seite zu haben."

Halle an der Saale, 25. Februar 2004

 

Yamamoto: Geschichte 10

Krieg erschütterte schon seit einigen Jahren die Quadranten Alpha und Beta der Milchstraße, auf Hunderten Planeten besaß die Angst einen Namen: das Dominion. Zu den Welten, die sich dem Dominion angeschlossen und im Krieg gegen deren Feinde offen Positionen bezogen hatten, gehörten seit seinem Einfall in den Alpha-Quadranten mittlerweile Cardassia und Breen, und der Anschluss der Breen und der Einsatz ihren neu entwickelten Energiedämpfungswaffe zerstörten jäh sämtliche Hoffnungen auf ein baldiges Ende dieses Krieges. Die Flotte der Föderation und die des romulanischen Sternenimperiums hatten dieser neuen Waffe nichts entgegenzusetzen, einzig den Schiffen der Klingonen konnte diese nach geringfügigen Modifikationen nichts anhaben. Es ergab sich, dass die Sternenflotte und die Romulaner die Grenzen sicherten, während die Klingonen Angriffe auf das Dominion flogen.

Nur konnte es nicht ewig auf diese Art weitergehen und so entschloss sich der klingonische Captain Krotak zu einer Mission tief ins Herz des Cardassianischen Raums, wo sich das Dominion versteckt hielt und von wo heraus es in aller Ruhe seine heimtückischen Angriffe führte. Ihr Weg führte die Flotte bis in das cardassianische Planetensystem, wo sie sich in drei Kampfgruppen aufspalteten und dann eine Raumbasis, eine orbitale Werft und ein in einem Planetoiden errichtetes Klonlabor vernichten sollte.

Die Mission war nur zu einem Teil erfolgreich. Das Labor wurde durch einige glückliche Treffer so gut wie zerstört, aber der Werft und der Station konnten nur geringe Schäden zugeführt werden. Zum Zeitpunkt des Angriffes hielten sich sehr viel mehr Schiffe in der Nähe der Heimatwelt auf, als vermutet wurde.

Mit sechshundertvier Schiffen zog der Captain von Raumbasis drei-sieben-fünf los, mit nur dreiundvierzig kam er zurück. Viel schlimmer als der Verlust so vieler Waffenbrüder und des nicht vollendeten Kampfeinsatzes aber war der Umstand, dass Captain Krotak Dutzende seiner Krieger in Gefangenschaft zurück lassen musste. Er hatte die Wahl, gleich weiterzukämpfen, um ihnen allen einen ehrenvollen Tod zu ermöglichen oder später wiederzukommen und zu versuchen, sie zu retten. Er entschied sich für letzteres und kehrte zur Raumbasis drei-sieben-fünf zurück. Jetzt stand er auf der Brücke seines Schweren Kreuzers, ein Kommunikationskontakt zu jedem Schiff in Reichweite und sprach Worte, die er an jeden Verbündeten richtete.

"An alle Krieger, hier spricht Captain Krotak, Sohn des K’Par. Vor wenigen Tagen wurden auf dem Feldzug gegen unsere Feinde ehrenhafte Klingonen unter unehrenhaften Bedingungen gefangen genommen. Ich kam hierher zurück mit dem Versprechen auf den Lippen, keinen von ihnen zu vergessen, wenn ich wiederkomme. Und nun frage ich nach Mut und Verwegenheit unter euch Kriegern: Wer von euch wird mich begleiten? Wer von euch wird zusammen mit mir die Pforten zu den ruhmreichen Hallen des Sto-Vo-Kor aufstoßen und unseren Gefährten einen ehrenvollen Tod oder eine glorreiche Rückkehr bescheren?"

Dies war keine Aufforderung, die je ein klingionischer Krieger hätte ignorieren können. Fast sofort meldeten sich alle Schiffe in Reichweite, einige von ihnen leiteten die Mitteilung sogar noch weiter zu anderen Schiffen. Aber eine der eingehenden Antworten erfülle den Captain besonders mit Stolz.

"Krotak, Sohn von K’Par", sagte der Mensch. "vor etwas mehr als zwei Jahren äußertest du den Wunsch, einmal an meiner Seite in den Kampf zu ziehen. Und auch wenn ich diese Sehnsucht nicht teilte, scheint es, als sei dieser Tag nun gekommen. Das vierundneunzigste Kampfgeschwader der Sternenflotte folgt deinem Ruf."

"Akira aus dem Hause Yamamoto", erwiderte der Klingone, "Ich fühle mich geehrt. Wahrlich hätte ich mir nichts sehnlicher wünschen können, als heute eine Mission wie diese an deiner Seite zu beginnen. Dies wird ein großartiger Kampf und ein glorreicher Sieg für die Gegner des Dominion werden, denn jetzt weiß ich, dass wir nicht verlieren können. Fliege du voraus, ich werde stets bei dir sein."

Gemeinsam flogen sie in Richtung des cardassianischen Systems. Seite an Seite, die Schiffe der Föderation klar zu erkennen, während die Klingonen getarnt flogen. Als sie das System erreichten flog das vierundneunzigste Kampfgeschwader einen Scheinangriff, hauptsächlich zu dem Zweck, einen Großteil der gegnerischen Flotte abzulenken und den Feind zu verwirren. Bestimmt war dem Feind bewusst, warum dieser Angriff stattfand, so kurz nachdem bei einem klingonischen Feldzug Krieger der wichtigsten Föderationsverbündeten gefangen genommen wurden. Aber konnten sie auch ahnen, dass eine getarnte Flotte ebenfalls zu einem Angriff bereit standen? Jeder hoffte, dass nicht.

Die Cardassianer hatten eiligst eine erste Front gleich in den äußeren Sphären des Systems aufgestellt, nachdem Langstreckensensoren die Streitmacht hatte kommen sehen; zu eilig jedoch, als dass sie dem vierundneunzigste Kampfgeschwader ernsthaft in die Quere kommen konnten. Die Sternenflottenschiffe hielten sich nicht lange mit ihnen auf, durchbrachen die Wand ohne sich in Gefechte verwickeln zu lassen und flogen weiter dem Ziel entgegen. Da die Schweren Schiffe der Keldon- und Galor-Klassen nicht schneller folgen konnten, als die Föderationsflotte floh, störten sie erst einmal nicht und als Fliehende konnten sie Torpedos auf die Verfolger feuern. Sie erreichten das Gefängnis und begannen sofort mit einem schnellen Angriff. Als sich Schiffe der bewachenden Jem'Hadar zu den Cardassianern gesellten, um den Angreifern zu folgen, enttarnten sich die Klingonen, die eine andere Route in das System genommen hatten, und rasten den Verfolgern entgegen. In einer genau geplanten Formation durchquerten die beiden verbündeten Flotten ihre Wege in engem Abstand und ließen so ihren Feinden nicht viel Spielraum für Ausweichmanöver. Die überraschten Verfolger stoben wild auseinander, als die grünen Disruptorstrahlen der klingonischen Schiffe ihnen entgegen kamen. Mehr als ein cardassianischer Pilot war so überfordert mit dieser Situation, dass er sein Kriegsschiff in ein weiteres steuerte.

Das entstandene Chaos hatte die Föderationsflotte genutzt, um ihre Schiffe zu wenden und während die Klingonen ihre Kameraden befreiten, begann der eigentliche Kampf. Als erste passten sich die Jem'Hadar der Lage an und nun mussten Föderation und Klingonen aufpassen, nicht nochmals Gefangene zurückzulassen. Als sich der Einsatz schließlich dem Ende neigte, stellte sich ein Teil der cardassianischen Schiffe der Föderation in den Weg, versperrte ihr somit den rettenden Heimweg. Die Klingonen eilten zu Hilfe, aber ihr Weg war zu weit. Als sie die Flotte erreichten war sie sehr dezimiert, doch gemeinsam konnten sie die Cardassianer besiegen.

Auf dem Rückweg fügten sie der angeschlagenen Orbitalwerft erneut schweren Schaden zu, sodass die Schiffsproduktion um einige Monate schwer ins Stocken geraten würde, aber sie wurden auch weiterhin von einer Flotte des Feindes verfolgt. Langsam näherten sich die Schiffe der Jem’Hadar und die Cardassianer wollten ihre Rache. Sie würden es nicht zur Raumbasis zurückschaffen und überlegten, wann es am Besten sei, zu wenden um sich dem unvermeidlichen Kampf zu stellen, als unverhofft eine Nachricht auf den beiden Führungsschiffen eintraf.

"Hier spricht Subadmiral Nerval vom romulanischen achten Angriffsgeschwader. Bringen Sie Ihre Freund nach Hause, wir kümmern uns um ihre Verfolger."

Während die Schiffe der sicheren Zuflucht entgegen eilten, enttarnten sich die romulanischen Kriegsschiffe und zogen gegen den Feind. Da sie die Überraschung auf ihrer Seite hatten, wurde es ein kurzer Kampf. Nach diesem Sieg folgten sie den anderen, die auf ihre Retter gewartet hatten. Gemeinsam erreichten die drei unterschiedlichen Flotten die Raumbasis. Es war einzig bedauerlich, dass ein Krieg nötig gewesen war, um aus den Feinden von einst Verbündete werden zu lassen.

Gleich nach der Ankunft trafen sich alle in der geräumigen Messe der Basis und als sie feierten und aßen stimmte Krotak plötzlich ein Lied an, das nun endlich vollendet war. Es handelte von einem Menschen, der die Courage hatte, einen klingonischen Captain trotz schlechter Siegeschancen herauszufordern, um weitere Verluste zu vermeiden und wie sich die beiden Jahre später wieder trafen, um gemeinsam in einen Kampf zu ziehen.

Als schließlich alle Klingonen das Lied sangen und die übrigen hochachtungsvoll zuhörten, hätte man beinahe vergessen können, dass Commodore Akira Yamamoto, dem der Klingone sein Lied gewidmet hatte, nicht mit ihnen zurückgekehrt war.

Halle an der Saale, 12. August und 01. Oktober 2003

 

Yamamoto: Geschichte 11

Captain Yamamoto starrte gespannt von ihrem Sessel aus auf den Hauptschirm und blickte auf die angreifende Flotte. So gespannt, wie alle auf der Brücke Anwesenden, die die zehn Lichtjahre entfernt stattfindende Schlacht beobachteten. Ohne die Föderation. Die Klingonen hatten sich vor beinahe neun Stunden einer Schnelle Angriffsflotte, bestehend aus Dutzenden cardassianischen Kreuzern, Jem’Hadar-Angriffsschiffe und Fregatten der Breen in den Weg gestellt, die sich der Raumbasis neun-vier am Rande des cardassianischen Reichs genähert hatte. Und je länger der Kampf dauerte, desto näher kamen die Feindesschiffe.

Während sie warten musste, dachte sie über vieles nach. Besonders oft kreisten ihre Gedanken um ihren toten Bruder. Auch erinnerte sie sich an die glücklichen Augen ihrer Mutter, als sie ihr berichtete, dass er sich bei ihr gemeldet hatte.

Doch dann holte ein Blitz sie wieder zurück auf den Sessel im Zentrum ihres Schiffes. Die Föderationsflotte, zu der auch die U.S.S. Saphire gehörte, hatte Stellung in der Nähe ihrer Basis bezogen und war durch die von den Breen entwickelte Energiefluss-Dämpfungs-Waffe dazu verdammt, Zuschauer dieser ungleichen Schlacht zu sein.

Die Klingonen kämpften hart. Für jedes Schiff, das sie dem Gegner zahlen mussten, forderten sie drei von ihm ein. Sie bemühten sich, die Breen-Schiffe auszuschalten, damit die wartenden Schiffe der Föderation eingreifen und sie gemeinsam den Sieg davon tragen konnten, aber das Dominion erkannte schnell diese Strategie und wusste, sie zu vermeiden. Die übrigen Schiffe kreuzten geschickt stets inmitten der Front und verwehrte den Klingonen ein klares Schussfeld. Zweimal schon hatten kleinere Kampfgruppen der Breen einen Durchstoß gewagt, aber bis jetzt ist es den Klingonen gelungen, dies zu verhindern.

"Ma’am", meldete sich ein Offizier. "Unsere Langstreckensensoren erfassen eine sich nähernde Flotte des Dominion. Geschätzte Ankunft in zwanzig Minuten."

Es würde ernst werden. Bis jetzt hatten die Klingonen nur kleine Schiffe als Gegner, die zwar wendiger, aber ansonsten den schweren Schiffen der Klingonen unterlegen waren, aber in der Verstärkungsstreitmacht würden sicherlich auch einige Kreuzer, wenn nicht sogar Schlachtschiffe ihrer Flotte zu Hilfe eilen. Wenn genug Angriffsschiffe der Jem’Hadar zusammen kämen, würden sie vielleicht auch wieder zu ihrer alten Taktik zurück kehren und Selbstmordgeschwader in ihre Feinde steuern.

Die Schultern der Klingonen waren in den letzten Wochen sehr breit geworden. Sie hatten nicht nur ihr eigenes Imperium zu verteidigen, auch lastete das Überleben der Föderation und sogar des Romulanischen Sternenreichs schwer auf ihnen. Nicht viele Völker konnten eine solche Bürde ertragen, aber schon oft hatten die Klingonen eine erstaunliche Zähigkeit beweisen können. Doch irgendwann gab selbst ein klingonisches Rückgrat nach und brach.

Ein Signal unterbrach die quälende Stille auf der Brücke.

"Captain, ich empfange soeben eine Nachricht vom Hauptquartier der Sternenflotte. Oberste Priorität."

Verwundert stand Captain Yamamoto auf. Sie überlegte einen Augenblick und sagte dann: "Ich werde sie in meinem Raum entgegennehmen. Commander, wenn sich die Chance ergibt und der Befehl kommt, in den Kampf einzugreifen, dann warten sie nicht auf mein Kommando sondern folgen sie der Flotte."

In Gedanken rechnete sie jedoch damit, dass soeben ein Rückzugsbefehl eingetroffen war.

Sie verließ das Kommandozentrum, kehrte aber wenige Minuten später zurück. Ihr nachdenklicher Blick war einem siegesgewissen Lächeln gewichen.

"Die Nachricht der Sternenflotte enthielt Pläne, wie unsere Energiesysteme zu modifizieren sind, um der Waffe der Breen widerstehen zu können. Unsere Ingenieure arbeiten bereits daran. Jetzt haben wir die Chance, auf die wir so lange haben warten müssen.

Lieutenant", sagte sie an ihren Piloten, "ich denke unser Führungsschiff wird sich in Kürze mit uns in Verbindung setzen und einen Angriffsplan durchgeben. Halten Sie sich bereit."

Der Offizier bestätigte. Mit einem Male wurde das Warten noch unerträglicher, noch quälender. Alle wussten, dass sie bald ihren Verbündeten beistehen würden, alle wussten, dass es nur noch Minuten sein konnten, doch in diesen Minuten waren sie weiterhin auf die Rolle des Beobachters eingeschränkt und mussten mit ansehen, als die Verstärkungstruppen die Klingonen unter Beschuss nahm.

Man meldete ihr, dass die Arbeiten abgeschlossen waren und sie ließ den Bericht an das Führungsschiff weiterleiten.

Wieder warten. Sie überlegte, warum nicht schon die modifizierten Schiffe in den Kampf geschickt wurde, denn jedes einzelne Schiff bedeutete Verstärkung für die klingonischen Verbündeten.

Plötzlich löste sich die klingonische Flotte aus dem Getümmel der Schlacht und ging in entgegengesetzter Richtung auf Warp. Sie ließen die feindliche Flotte zurück, die sich nun neu formierte und auf die Föderationsschiffe zukam.

Das Führungsschiff meldete sich: "Die Umbaumaßnahmen sind nun auf all unseren Schiffen abgeschlossen. Ich habe unseren klingonischen Freunden empfohlen, sich zurück zu ziehen. Wir können und dürfen nicht noch mehr von ihnen verlangen. Jetzt liegt es an uns. Bis jetzt gibt es keine Anzeichen, dass unsere Gegner wissen, dass wir uns zu Wehr setzen können. Das werden wir nutzen.

Wir werden der feindlichen Flotte entgegenfliegen.

Sie werden uns nicht alle Schiffe entgegenstellen, unter Umständen nicht einmal die Hälfte.

Sie werden in ihrer Überheblichkeit denken, dass wir einen verzweifelten Angriff starten.

Sie werden verwirrt sein, wenn sie ihren Irrtum bemerken, wenn sie zwischen dieser Flotte und der Raumstation gefangen sind und sie dies erkennen müssen.

Wir sind an der Reihe!"

Die beiden Flotten kamen sich näher und wie vorausgesehen spaltete sich der Gegner in zwei Flotten auf. Die eine Hälfte hielt auch weiterhin auf die Entgegenkommenden zu, der andere Teil versuchte auch weiterhin die Basis zu erreichen. Doch der erhoffte leichte Sieg trat nicht ein. Die von der vorangegangenen Schlacht bereits angeschlagenen Schiffe waren ohne den Vorteil der Breen-Waffe in kurzer Zeit beseitigt und als die Schiffe der Sternenflotte wieder bei der Basis eintrafen, war auch dort ein heftiger Kampf entbrannt. Die Basis war nicht sehr gut bewaffnet, hielt sich aber wacker.

Doch dann traf etwas ein, was sie nicht voraus gesehen hatten: Die Klingonen kamen zurück. Und sie hatten ihre Reihen aufgefüllt.

Jetzt gab es keine Zweifel mehr am Ausgang dieses Gefechts.

Halle an der Saale, 9. Februar 2004

 

Yamamoto: Geschichte 12

Der Krieg war aus!

Captain Yamamoto las erleichtert die Nachricht auf dem PADD, das ihr erster Offizier ihr eben gegeben hatte, erneut. Sie las die offizielle Verlautbarung des Hauptquartiers der Sternenflotte, das Wichtigste jedoch ließ sich auf diese vier Worte reduzieren: Der Krieg war aus!

Sie gab es ihrem wartenden Stellvertreter zurück und sagte: "Lassen sie es die gesamte Crew wissen."

"Ich glaube, das hat sich schon längst herumgesprochen", erwiderte er mit einem verschmitzten Lächeln, als er ihren Bereitschaftsraum verließ.

Als sie wieder allein in ihrem Raum saß, drehte sie sich in ihrem Sessel dem Fenster zu und sah auf den geschändeten Planeten hinab und dachte über die vergangene Zeit zurück.

Noch vor wenigen Stunden waren sie mit anderen Schiffen der Sternenflotte an den Seiten ihrer klingonischen und romulanischen Verbündeten gegen das Dominion in den cardassianischen Raum aufgebrochen, um ein für alle Mal den lang ersehnten Frieden in den Alpha-Quadranten zu bringen. Während des ersten Kampfes dann schien es, als wünschten sich die Cardassianer ebenso ein Ende des Krieges, denn sie schlossen sich der Flotte an. Gestärkt durch diesen kleinen Sieg folgten sie der fliehenden Streitmacht des Dominions bis in das Herz des cardassianischen Reiches. Im Orbit der cardassianischen Heimatwelt entschied sich schließlich das Bangen um das Ende des Krieges. Allen war bewusst, es würde nun enden. Entweder gewannen die vereinten Kräfte der Alliierten und der Krieg würde durch Frieden ersetzt, oder das Dominion gewann die Oberhand und würde in der Ausdehnung seines Imperiums auf keinen nennenswerten Wiederstand treffen. Es waren bei weitem nicht alle Flotten in diesen Kampf verwickelt, aber dem Dominion würde es sehr viel schneller gelingen, die Lücken in ihren Linien zu füllen, als die Föderation, die Klingonen oder die Romulaner Krieger würden ausbilden können. Cardassia selbst würde wohl als erstes fallen, jetzt, da sich seine Bewohner gegen die ehemaligen Verbündeten gerichtet hatten.

Für alle war dies mehr als ein Kampf um den Sieg, der die Freiheit zurück brachte.

Es ging um das Überleben aller Völker.

Aber schlussendlich hatte das Dominion diesen letzten Kampf und den Krieg verloren und nun umrundeten die Sieger den befreite Planeten.

"Captain, wir erhalten eine Nachricht von Captain Krotak."

"Stellen sie hierher durch."

Sie wand sich wieder ihrem Schreibtisch zu, auf dem der Tischcomputer stand, von dem ihr schon das raue, kantige Gesicht des Klingonen entgegenlächelte.

"Yoshiko aus dem Hause Yamamoto, wie wäre es mit einer kleinen Feier? Ich hab für diesen Sieg eine Flasche Blutwein dabei, die auf einen Moment wie diesen gewartet hat."

"Krotak, Sohn von K’Par, das ist eine großartige Idee. Ihr Schiff oder mein Schiff?"

"Nerval von Romulus wurde bei diesem Sieg verwundet. Ich schlage vor, wir treffen uns auf der medizinischen Station seines Schiffes."

"Ein Klingone auf einem romulanischen Warbird? Was sind das für Bürden, die Ihr auf Euch nehmt?"

"Gewiss, es ist ein ungewöhnlicher Umstand. Ich ehre diesen Mann für seinen Mut und seinen Schutz. Sein Schiff schützte das meine bei einem Angriff des Gegners. Ob er dabei verwundet wurde, weiß ich nicht. Es ist auch egal, wichtig ist, dass er mir geholfen hat, diesen Kampf zu überstehen."

"Wenn Ihr keine Sorgen dabei habt, so bin ich gern dabei."

"Also gut, wir sehen uns dort." Das Gesicht verschwand vom Bildschirm.

Sie stand auf und ging zur Brücke.

Nur durch einen glücklichen Zufall hatte sie Captain Krotak kennen gelernt. Als sie die Raumbasis zu verteidigen hatten, entließ ihr Commodore die klingonischen Schiffe, um sie vor weiteren Verlusten zu bewahren, doch sie kamen zurück. Mit Verstärkungstruppen, deren Leitung der Captain innehatte, der Jahre zuvor unter ungewöhnlichen Umständen eine Freundschaft zu ihrem Bruder begonnen hatte, die, wie er sagte, weit über seinen Tod hinaus bestand haben würde, da beide Familien durch ein starkes Band aneinander gebunden seien. Scheinbar hatte er Recht behalten, wie seine Unterstützung bei der Raumbasis zeigte.

Subadmiral Nerval hatte sie noch nicht kennen gelernt, aber von Krotak hatte sie schon viel über ihn erfahren, ebenso, wie dieser von ihr und sie freute sich schon, endlich in ihrem Bund die Dritte zu sein.

"Lieutenant", sprach sie den Offizier an der OPS an. "Finden Sie das Führungsschiff des romulanischen achten Angriffsgeschwader und geben Sie die Koordinaten für dessen Krankenstation an Transporterraum eins.

Commander", sagte Sie mit einem Nicken zu ihrem Stellvertreter, "Sie haben das Kommando."

"Captain", antwortete der zuletzt angesprochene, "wir haben vor wenigen Minuten eine weitere Nachricht empfangen. Sie sprachen gerade mit dem klingonischen Captain, so habe ich ihn vertröstet und ihm versprochen, Sie würden sich bei ihm melden."

"Um wen handelt es sich?"

"Die Nachricht kam von Gul Tirek, Anführer des zweiten cardassianischen Ordens."

"Stellen Sie sofort eine Verbindung her!", befahl sie, während sie sich dem Hauptbildschirm zuwand. Es überraschte sie deutlich, von dem Mann angerufen zu werden, der ihnen den entscheidenden Vorteil gegenüber dem Dominion verschaffte, als sie ihn dringend nötig hatten. Die Schiffe des zweite cardassianischen Ordens standen auf der Seite des Dominions, als Sternenflotte, Klingonen und Romulaner gegen Cardassia in die letzte Schlacht zogen. Während des Gefechts stellten sie sich schließlich gegen ihre früheren Verbündeten und halfen, ihre Heimat zu befreien.

Und nun erschien das blasse Gesicht dieses würdevoll wirkenden Cardassianers auf dem Hauptschirm, der sie zu sprechen wünschte.

"Captain Yamamoto?", fragte er. Sie bestätigte mit einem knappen Nicken, gespannt darauf, was er von ihr wollte. "Ich möchte Sie bitten, auf Ihr Schiff kommen zu dürfen, um mit Ihnen privat zu sprechen."

"Selbstverständlich", sagte sie verunsichert. "Mein Erster Offizier wird ihnen die nötigen Koordinaten übermitteln."

Damit war die Übertragung beendet. Sie drehte sich zu ihrem Stellvertreter um und sah in ein Gesicht, das ebenso irritiert aussah, wie das ihre.

"Ich verstehe es auch nicht, Commander. Begeben Sie sich in Transporterraum eins und geleiten Sie unseren Gast in mein Quartier."

Auf dem Weg in ihren Raum überlegte sie, was das zu bedeuten hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihr Bruder, so ungewöhnlich seine Freundschaften auch waren, jemals Kontakt zu einem Cardassianer hatte.

In ihrem Quartier wartete sie, bis der Türsummer sich meldete.

"Herein!"

Die Tür öffnete sich und sie sah ihren Ersten Offizier im Korridor stehen.

"Gul Tirek ist anwesend", meldete er, trat dann einen Schritt zurück und gab den Weg für den hochrangigen, beinahe majestätisch schreitenden, cardassianischen Offizier frei.

"Gul, ich grüße Sie."

"Captain, es ist mir eine Ehre."

"Bitte, nehmen Sie Platz", sie wies auf einen Sessel nahe eines niedrigen Tisches. "Möchten Sie etwas trinken?"

"Vielen Dank, aber nein", antwortete er und setzte sich dann. "Ich bin hier, um Ihnen vom Tod Ihres Bruders zu berichten."

Diese Aussage überraschte sie in dem Moment, als sie sich ihm gegenüber in den Sessel setzte. "Wie meinen Sie das?"

"Ich sage jetzt nicht, dass es mir Leid tut, immerhin standen wir im Krieg auf gegnerischen Seiten, doch fühle ich mich verpflichtet, Ihnen mitzuteilen, dass ich es bin, der den letzten Schuss auf das Schiff ihres Bruders abgefeuert hat."

"Ich bewundere Ihre Ehrlichkeit, aber ich verstehe nicht, wie sie sich so sicher sein können."

"Nach dem Kampf, dessen Grund die Befreiung klingonischer Gefangener war, durchsuchten wir die Wracks nach wertvollen Gegenständen und Informationen." Er holte einen kleinen Kommunikator hervor. "Tirek an Govet", sprach er in das Gerät. "Jetzt."

Auf dem Tisch materialisierte ein flaches Stativ aus gewundenem, fast schwarzem Holz. Yoshiko erkannte es schon, bevor es vollständig transferiert worden war. Auf dem Stativ lag das Schwert der Familie Yamamoto, das Schwert, das seit ewigen Zeiten vom Vater an den Sohn weitergegeben worden war, das Schwert, das sie ihrem Bruder übergeben hatte, nachdem ihr Vater gestorben war.

"Ich habe das Logbuch ihres Bruders gelesen", fuhr er fort. Erneut holte er ein Gerät aus seiner Uniform und gab es hier. "Ich habe es Ihnen mitgebracht, denn es gehört Ihnen und Ihrer Familie. Genauso, wie dieses Schwert. Ich musste erkennen, dass Ihr Bruder stets ehrenvoll gehandelt hat und bedauere den Verlust, den sie durch seinen Tod erfahren mussten, sehr."

"Das ist sehr", sie kam einen Moment ins Stocken, "freundlich von Ihnen. Ich hatte mich schon damit abgefunden, ihn ganz verloren zu haben."

"Ich bin mir durchaus der Tatsache bewusst, dass Ihnen nichts Ihre Trauer wird nehmen können, doch hoffe ich, dies wird Ihnen helfen können."

"Ich bedanke mich bei Ihnen. Diese Geste bedeutet mir sehr viel." Sie sah ihrem Gegenüber in die Augen. Nach einem kurzen Augenblick, in dem sie über etwas nachdachte, fragte sie ihn: "Würden Sie gern Captain Krotak kennen lernen?"

"Captain Krotak? Seit ich das Logbuch gelesen habe, hatte ich mir gewünscht, ihn einmal kennen zu lernen. Ich fühle mich geehrt, doch denke ich nicht, dass der Zeitpunkt der günstigste ist."

"Keineswegs. Ich halte den Zeitpunkt für überaus angemessen. Wir wollten uns gerade treffen, um den gewonnenen Frieden zu begrüßen. Bitte begleiten Sie mich."

"Wie könnte ich dieses Angebot ablehnen? Wollen Sie sie vorher informieren oder wollen sie ihre verwirrten Gesichter genießen?", fragte er verschmitzt.

"Ja, ich denke, wir sollten es darauf ankommen lassen. Es ist ein Tag, der mit ein wenig Freude ausklingen sollte."

"Wie sie meinen."

Zusammen verließen sie das Quartier, gingen zum Transporterraum und ließen sich auf die Krankenstation des Warbirds transportieren.

Alle Anwesenden waren überrascht, als sie den Cardassianer erblickten, aber sie hatten sich so gut im Griff, nicht unüberlegt zu reagieren, selbst Captain Krotak beherrschte sich. Als sie dann erfuhren, warum sie Gul Tirek mitgebracht hatte, zeigten sie Verständnis.

Sie ging zu dem im Bett liegenden Nerval, während Tirek und Krotak ein Gespräch begannen. Schließlich reichte Captain Krotak ihr einen Becher Blutwein und ging dann zum Replikator, um einen weiteren zu holen, den er dann ebenfalls mit Blutwein füllte und dem Cardassianer gab. Anschließend verteilten sie sich um das Krankenbett und stießen mit den Bechern an.

Es war das erste vieler weiterer Treffen dieser vier so unterschiedlichen Personen.

Halle an der Saale, 17. Februar 2004

 

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