Die Technologie des 22. Jahrhunderts - Teil 2
Dieser Artikel setzt die Analyse der Technologie in Enterprise aus Teil 1 fort. Leichte Spoiler inbegriffen!
Waffen
Phase-Pistolen
In "The Cage", dem ersten Star Trek Pilotfilm, der im Jahr 2254 spielt, benutzt die Besatzung Waffen, die ausdrücklich "Laser" genannt werden. Da wir nicht erwarten würden, daß in Star Trek dieser sehr spezifische technische Term umdefiniert würde, sollten wir annehmen, daß diese Waffen auf der gleichen Grundlage beruhen wie Laser in der wirklichen Welt, nämlich auf der Anregung eines Mediums im Innern eines Resonators, aus dem auf einer Seite ein kohärenter (=phasengleicher) Lichtstrahl entweichen kann. Laut Worf, der von Berlinghoff Rasmussen in TNG: "Der zeitreisende Historiker" befragt wurde, existierten Phaser seit einem Jahrhundert vor der Episode, also um etwa 2268. Dies ist zumindest annähernd korrekt, da es tatsächlich wohl zwischen "The Cage" und TOS: "Spitze des Eisbergs" (2265) gewesen sein muß. Laser sind hingegen im 24. Jahrhundert nicht mehr in Benutzung; sie dienen vielmehr nur noch als Schneide- und Schweißwerkzeuge, wie beispielsweise in TNG: "In der Hand von Terroristen" gesehen. In mehreren TNG-Episoden bekommt es die Enterprise-D mit fremden Schiffen zu tun, die nur mit Lasern bewaffnet sind und als keine Gefahr gelten.In Enterprise, angesiedelt im Jahr 2151, gibt es keine Laser, wie man hätte vermuten können, sondern "phase pistols" (noch keine offizielle Übersetzung bekannt). Neben der Namensähnlichkeit zu Phasern sind diese Waffen augenscheinlich fortschrittlicher als Laser. Dies gilt nicht nur für das Aussehen der Requisiten oder für die ähnlichen Energiezellen wie im 24. Jahrhundert (wie Archer sie Hoshi in ENT: "Freund oder Feind" erklärt). Vor allem haben Phase-Pistolen zwei Einstellungen, nämlich "Betäuben" und "Töten". Das Betäuben eines Humanoiden muß sehr kompliziert sein, da die Waffe eine genau dosierte Entladung erzeugen muß, die das Nervensystem des Ziels gezielt lähmt ohne es zu töten. Eine solche Wirkung kann mit einem Laser nicht erzielt werden. Vielleicht waren jedoch schon die "Laser" in "The Cage" tatsächlich Phaser? In TOS: "Das Letzte seiner Art" wurde nämlich ein Laser, der noch vom Pilotfilm übrig war, kurzerhand in gleicher Weise mit den gleichen Effekten wie ein Phaser benutzt.
Wenn wir trotzdem darauf bestehen, daß die Waffen aus "The Cage" Laser sind, können wir dies nicht unbedingt erklären, aber immerhin Phase-Pistolen damit entschuldigen, daß viele Geschichten es erfordern, eine Person "elegant" und ohne exzessive Brutalität aus dem Weg zu räumen. Aus dem gleichen Grund wurde ja auch der berühmte vulkanische Nervengriff von Leonard Nimoy erfunden, da er nicht glaubte, daß Vulkanier zu roher Gewalt greifen würden. Auf der anderen Seite würden jedoch gerade limitierte Fähigkeiten der Waffen neue Möglichkeiten eröffnen, so wie sie gerade von den Produzenten Berman und Braga zum Start von Enterprise versprochen wurden. Wenn jeder Gegner wie bisher schnell und sicher betäubt werden kann, wird es auch nicht unbedingt interessanter. Nicht einfach zu entschuldigen ist allerdings, daß schon in ENT: "Terra Nova" die dritte von zwei Einstellungen der Phase-Pistole verwendet wurde, nämlich das Schneiden mit einem schmalen Strahl. Das ist zwar nicht überraschend, da dasselbe mit einem Laser auch schon in unserer Zeit möglich ist, jedoch wirft es die gesamte Idee von weniger vielseitigen Waffen über den Haufen. Wahrscheinlich ist es nur eine Sache der Zeit, bis mit den Pistolen auch Felsen weggesprengt oder große Objekte einfach vaporisiert werden.
Rein optisch sind Laser der wirklichen Welt, Phase-Pistolen, Laser wie in "The Cage" und Phaser sehr ähnlich. Alle feuern mit kontinuierlichen Strahlen, nur die Farbe kann variieren. Dies könnte auf ein gemeinsames Funktionsprinzip hindeuten. Auf der anderen Seite waren Phaser schon immer als Teilchenwaffen gedacht, die zeitlich begrenzt eine Ladung abgeben, anders als die konstante Leistungsabgabe, wie sie bei einem Laser typisch ist. In dieser Hinsicht scheint die Ähnlichkeit der Effekte ein Zufall zu sein. Wir müssen abwarten, ob Phase-Pistolen, so wie Phaser auch, nach einer Dauer von wenigen Sekunden entladen sind.
In ENT: "Vox Sola" kann man eine ungewöhnliche Beobachtung machen. Dort kommt nämlich ein vorher nie erwähntes Phase-Gewehr zum Einsatz, mit einem visuellen Effekt genau wie bei der Phase-Pistole. Es stellt sich die Frage, warum niemand zuvor diese offensichtlich leistungsstärkste Handwaffe benutzt oder auch nur erwähnt hat, vor allem da man sich denken kann, wie gern Malcolm Reed sie in der einen oder anderen Situation gehabt hätte. Wenn diese Waffen neu sind, dann ist es ein Geheimnis, wo sie plötzlich herkommen, denn Enterprise hat bis dahin noch keinen Nachschub von der Erde erhalten.
Plasmakanone, Plasmagewehr, Pulsgewehr, EM-Pistole
Die Plasmakanone der ECS Fortunate in ENT: "Familienbande", das Plasmagewehr des Bauern in "Aufbruch ins Unbekannte", das Pulsgewehr, das auf Enterprise gegen die Suliban verwendet wurde (identifiziert in "Freund oder Feind") und die EM-Pistolen des Landungstrupps auf Rigel XII (ebenfalls identifiziert in "Freund oder Feind") sind offensichtlich alle den neuen Phase-Waffen unterlegen - obgleich beispielsweise das Pulsgewehr eine größere Feuerkraft als die Phase-Pistole haben könnte. Alle diese älteren Waffen haben ähnliche visuelle Effekte und feuern Lichtbolzen ab. Aus diesem Grund ist es möglich, daß alle auf dem gleichen Prinzip basieren, obwohl zumindest drei verschiedene Namen existieren. Wir können Erklärungen für die Namen finden, indem "Plasma" für die Art von Materie steht, die abgefeuert wird. "Puls" könnte bezeichnen, daß das Plasma in kurzen Pulsen freigesetzt wird. "EM" hingegen wäre eine recht obskure Bezeichnung, die sich lediglich auf starke elektromagnetische Kräfte im Plasma beziehen würde.Der visuelle Effekt der Lichtbolzen könnte Probleme aufwerfen. Es könnte nämlich fortschrittlicher wirken als die Phaser mit ihren kontinuierlichen Strahlen. Im 24. Jahrhundert hat lediglich die Defiant Puls-Phaser, und diese sind offensichtlich den herkömmlichen Phasern überlegen. Es ist auch plausibel, daß es schwerer sein müßte, einzelne genau definierte Ladungspakete zu erzeugen als einfach die ganze Ladung auf einmal freizusetzen. Auf der anderen Seite ist es "nur" Plasma bei den Waffen des 22. Jahrhunderts, wohingegen die Phaser durchaus eine stärkere Ladung abfeuern könnten. Davon abgesehen sind Lichtbolzen als visueller Effekt aber ohnehin nicht sehr glaubwürdig, da sie sich weit langsamer als das Licht bewegen. Ein Schiff könnte ihnen durchaus mit Impulsgeschwindigkeit entkommen, es sei denn, wir behaupten, daß tatsächlich die Bildrate beim Fernsehen (ähnlich wie bei Speichenrädern im Film, die sich scheinbar rückwärts drehen) den Strahl langsamer erscheinen läßt.
Pulskanonen
Die Aussagen über die Plasma- oder Pulswaffen treffen auch auf die nicht näher spezifizierten Schiffswaffen zu, wie wir sie in ENT: "Aufbruch ins Unbekannte" sehen konnten. Sie verwenden visuell sehr ähnliche Lichtbolzen, die von mindestens drei Positionen oberhalb des Randes der Untertasse abgefeuert werden und möglicherweise auch aus der Deflektorschüssel. Man kann annehmen, daß es sich hierbei ebenfalls um Plasmawaffen handelt, was von Doug Drexler, dem Designer des Schiffs, bestätigt wurde. Es ist nur seltsam, daß die folgenden Episoden bis zur Installation der Phase-Kanonen suggerieren, daß die Torpedos die einzigen funktionsfähigen Waffen seien. Die Pulskanonen wurden in "Freund oder Feind", "Die Saat" und "Favorite Son" nicht einmal als Alternative erwähnt, geschweige denn benutzt.Phase-Kanonen
Die Strahlen der Phase-Kanonen, der Hauptwaffe des Schiffs, wie wir sie seit ENT: "Lautloser Feind" sehen, sind kontinuierlich, anders als die der Plasmakanonen. Die Waffen selbst können als rohrartig beschrieben werden, und sie sind normalerweise hinter Luken verborgen. Auf der originalen Enterprise NCC-1701 gab es auch keine sichtbaren Waffen, aber vielleicht hätten doch die Phase-Kanonen als ältere Technologie als vorstehende oder vertiefte Teile deutlich sichtbar sein sollen. Immerhin müssen sie mit einer Menge Energie fertig werden (nun ja, die in "Lautloser Feind" erwähnten 400 Gigajoule sind total übertrieben und sollten nicht ernstgenommen werden).In ENT: "Detained" ist plötzlich auch das Shuttle mit einer Phase-Kanone ausgerüstet, jedenfalls nach dem visuellen Effekt zu urteilen. Es stellt sich die Frage, wo diese vorher nie erwähnte Waffe herkommt und wo sie unter dem ohnehin total vollgepackten Cockpit des Shuttles installiert sein soll. In ENT: "Desert Crossing" hat das Shuttle dann wieder die bewährte Plasma- bzw. Pulswaffe, wie schon in ENT: "Im Schatten von P'Jem" erwähnt. Vielleicht hat hier lediglich jemand vom Team der Spezialeffekte entdeckt, daß die Shuttles nicht mit der neuen und leistungsfähigeren Waffe ausgerüstet sein sollten, und den Fehler aus "Detained" korrigiert. Vielleicht sind aber auch die einzelnen Shuttles unterschiedlich ausgerüstet. Daß ein und dasselbe Shuttle beide Waffentypen enthält, muß als unwahrscheinlich gelten.
Torpedos
In TOS: "Spock unter Verdacht" wird erwähnt, daß beide Seiten im Romulanischen Krieg Atomraketen als Hauptwaffen benutzt haben. Das romulanische Schiff, das die Außenposten angreift, hat sogar noch eine dieser Waffen im Arsenal und versucht, diese in der Nähe der Enterprise zu detonieren. Glücklicherweise halten die Schilde. In TOS sind Raketen im allgemeinen durch Photonentorpedos ersetzt worden. Wir können annehmen, daß, wie auch später in TNG, diese Waffen schon auf Warpgeschwindigkeit beschleunigt werden können.Die "spatial torpedoes" genannten Waffen von Enterprise sehen nicht wie Photonentorpedos, sondern eher wie selbstgeführte und selbstangetriebene Raketen unserer Tage aus. Am besten waren sie bislang in ENT: "Freund oder Feind" zu sehen. In dieser Hinsicht sind sie also hinreichend "primitiv", nur hätte ein anderer Name benutzt werden sollen, um dies zu betonen. Da es sich technisch um Raketen handelt, wäre es sinnvoll gewesen, sie so zu nennen (auch im Hinblick auf die Kontinuität mit "Spock unter Verdacht").
Auf dem klingonischen Schiff in ENT: "Schlafende Hunde" entdecken T'Pol, Reed und Hoshi, daß dieses mit einer Waffe ausgerüstet ist, die gleich als "Photonentorpedo" bezeichnet wird. Es scheint, als sei diese Bezeichnung vom Autor bewußt gewählt worden, um die Ähnlichkeit zwischen der klingonischen und der späteren Föderationswaffe herauszustellen. Wir können dies erklären, indem das klingonische Original wahrscheinlich recht unspezifisch aus Wörtern für "Licht/Photon/Strahl" + "Rakete/Torpedo/Projektil" besteht, und daß einfach die am besten klingende Übersetzung gewählt wurde. Es ist anzunehmen, daß, da der klingonische Torpedo wohl schon Materie und Antimaterie verwendet, diese Bezeichnung für die spätere äquivalente Föderationswaffe beibehalten wurde. Im Gegensatz dazu scheinen die Torpedos von Enterprise auf einer Fusionsreaktion zu beruhen. Dies wurde vom wissenschaftlichen Berater André Bormanis vorgeschlagen, bisher aber noch nicht in der Serie erwähnt.
Rumpfplatten
Es ist unbekannt, seit wann Schildgeneratoren in der Lage sind, ein Schiff in eine Schildblase einzuhüllen, wie wir es spätestens seit TNG gewohnt sind. Enterprise NX-01 jedenfalls erzielt Schutz durch die Polarisierung der Rumpfplatten. Da es hierbei keinen visuellen Effekt einer Schildblase gibt, scheint es sich um eine weniger fortgeschrittene Technologie zu handeln. In Star Trek: The Magazine (Januar 2002) schlägt André Bormanis vor, daß tatsächlich keine Abschirmung gegen feindliches Feuer stattfindet, sondern vielmehr die Außenhaut durch die Polarisierung gehärtet wird: "Every starship takes a few hard knocks now and then, but in the Enterprise era, Starfleet has yet to develop shields and other forcefield technologies. To minimize potential damage from weapons fire and other space hazards, NX-01 incorporates a polarization matrix in its hull plating. Through the application of electromagnetic power, the metal hull of the ship can be made several orders of magnitude harder than it is in its non-polarized state. This kind of technology isn't that far out of reach today. So-called 'smart materials' can be programmed to change their shape or their ability to reflect light at the flick of a switch. Designing a material that can be programmed for increased strength will probably happen in the not-too-distant future."Trotz des offensichtlich unterschiedlichen Prinzips (sofern sich die Autoren auch weiterhin daran halten), hat dies jedoch kaum Auswirkungen auf die Geschichten. Wie mit den vertrauten Schilden auch, verliert der Rumpf seine Stärke mit jedem Treffer, und auch während die Rumpfplatten noch polarisiert sind, gibt es schon Explosionen oder Entladungen im Schiffsinnern, wie gesehen in ENT: "Aufbruch ins Unbekannte" und "Freund oder Feind".
In ENT: "Vox Sola" nimmt Malcolm Reed die Spezifikationen für ein Kraftfeld aus einer Datenbank. Obwohl sich diese Technologie ausdrücklich erst in der Entwicklung befindet, ist sie schon ununterscheidbar von den Kraftfeldern, wie sie 200 Jahre später verwendet werden. Soweit es überhaupt einen Unterschied gibt, ist dieser nur quantitativ. So wie es aussieht, könnten schon in wenigen Jahren auch Raumschiffe der Erde durch Kraftfelder geschützt werden.
Andere Technologie
Medizinische Technologie
Es ist sehr offensichtlich, daß die von Dr. Phlox verwendeten Methoden denen von Dr. McCoy oder gar Dr. Crusher unterlegen sind. Es gibt noch keinen Hautregenerator oder ein Gerät, das einen Heilungsprozeß beschleunigen könnte, sondern nur Phloxs exotische Blutsauger (ENT: "Aufbruch ins Unbekannte"). Obwohl diese wahrscheinlich eine Besonderheit der denobulanischen Medizin und Tradition sind, können wir annehmen, daß die Medizin der Erde im Jahre 2151 noch nichts Besseres aufzuweisen hat. Eine weitere gute Idee ist die Tomographie-Einheit, die augenscheinlich so funktioniert wie ähnliche Geräte schon heute. Somit ist die Art und Weise, wie die Technologie sich präsentiert, hinreichend "primitiv" für ihre Zeit. Es ist außerdem gut zu sehen, daß Dr. Phlox die äußere Erscheinung der Crew in ENT: "Die Saat" durch einfaches Make-up und nicht etwa durch plastische Chirurgie ändert. Letzteres wäre wohl kaum glaubwürdig, wenn man bedenkt, daß selbst kleine Wunden im 22. Jahrhundert einige Zeit zum Heilen brauchen. Hyposprays sind schon bekannt und wurden in ENT: "Acquisition" erwähnt. Dies ist keine Überraschung, da das Prinzip schon im 20. Jahrhundert entwickelt wurde.Im Hinblick auf TOS müßten wir allerdings das sehr komplexe Aussehen der Krankenstation von Enterprise NX-01 ignorieren. Ein paar weniger Monitore und Details in den Wänden hätten es sicher auch getan. So wie die Krankenstation jetzt aussieht, erinnert sie bis auf den Stil der Computerdisplays sehr an Voyager und läßt sogar die einfach gestrickte Kulisse für die Enterprise-D alt aussehen.
Dekontamination
Eine physische Dekontamination mit einem speziellen Gel ist notwendig, da es offensichtlich kein Kraftfeld oder eine Ultraschalldusche gibt, mit der dies erreicht werden könnte. Die gleiche Prozedur ist wahrscheinlich auch nach Benutzung des Transporters erforderlich, da dieser wohl (hoffentlich) noch keinen Biofilter besitzt. Die Dekontamination wie in ENT: "Aufbruch ins Unbekannte" erscheint jedoch unnötig kompliziert. Es könnte einfacher wie auch effizienter gewesen sein, wenn eine Dusche verwendet worden wäre statt des zähflüssigen Gels - obwohl dies uns das mehr oder weniger große Vergnügen vorenthalten hätte, daß sich Tucker und T'Pol gegenseitig einreiben. ;-) Das blaue Licht in der Dekontaminationskammer deutet darauf hin, daß zusätzlich UV-Strahlung zum Abtöten von Bakterien und Viren verwendet wird.Grappler
Der "grappler" (Enterhaken, noch keine offizielle Übersetzung bekannt) als mechanischer Vorläufer des Traktorstrahls ist die Perle unter den neuen alten Technologien. Er ist eines der ganz wenigen Geräte, die sowohl anders aussehen als auch in ihren Möglichkeiten eingeschränkt sind. Der Grappler funktionierte in ENT: "Aufbruch ins Unbekannte" noch perfekt, während er in "Das Eis bricht", als es darum ging, ein Shuttle aus der Spalte im Kometen zu ziehen, schon an seine Grenzen stieß. Auf der anderen Seite haben vulkanische Schiffe bereits Traktorstrahlen, und es sollte eigentlich nur eine Frage von höchstens ein oder zwei Jahrzehnten sein, bis auch diese Technologie voll ausgereift ist und genau wie im 24. Jahrhundert arbeitet. Man muß sich schon wundern, ob Wissenschaftler und Ingenieure nach dem 22. Jahrhundert 200 Jahre lang geschlafen haben. Im übrigen ist der Grappler auch insofern plausibel, als die Erd-Raumschiffe des 22. Jahrhunderts auch noch keine Schilde haben, die auf ähnlicher Kraftfeld-Technologie wie ein Traktorstrahl beruhen.Startrampe
Da "shuttle bay" üblicherweise als "Shuttlerampe" übersetzt wird, sollte aus der "launch bay" auf deutsch logischerweise eine "Startrampe" werden. Diese hat auf der NX-01 den geforderten "Retro-Look", indem die Shuttles nicht mittels eines Traktorstrahls, sondern über einen mechanischen Arm hereingezogen werden, ähnlich dem Grappler. Es stellt sich trotzdem die Frage, warum die Startrampe nicht genau wie auf späteren Schiffen konstruiert ist. Denn dann könnten noch eher Shuttles jeglicher Größe und Form aufgenommen werden. Ein Grund könnte sein, daß die Shuttles einfach abgeworfen werden (aufgrund der Trägheit würde die Bewegung nach dem Verlassen der Schwerkraft des Schiffs weitergehen) und mit dem Arm wieder eingeholt werden. Auf diese Weise müßte weder die Shuttlerampe selbst noch das Shuttle eine Schwerkraftkontrolle besitzen. Auf der anderen Seite könnte man die Schwerkraft auch einfach ein- und ausschalten. Als Alternative wäre ein Schlitten denkbar, mit dem Shuttles auch horizontal ein- und ausgefahren werden könnten. Vielleicht ist auch die Energieersparnis der Grund, die sich dadurch ergibt, daß das Ablassen der Shuttles durch einfaches Öffnen der Klappen erfolgt. Eine weitere Beobachtung ist, daß keinerlei Kraftfeld die Rampe vom Weltraum trennt, sondern jedesmal der gesamte Raum dekomprimiert. Wie der Druck in wenigen Sekunden im gesamten Raum wieder hergestellt werden kann (so wie in "Freund oder Feind" gesehen), bleibt allerdings unklar. Immerhin handelt es sich um ein Volumen von mehreren hundert Kubikmetern.Was das Aussehen der Shuttles selbst anbelangt, so ist es logisch, daß diese etwas stromlinienförmiger als 100 Jahre später sind. Immerhin stehen noch keine Schutzschilde zur Verfügung, sondern die Reibung muß allein durch den Rumpf aufgefangen werden. Dies schlägt sich entsprechend im Design nieder.
Schwerkraft
Enterprise hat eine Beschleunigung von 1g auf dem ganzen Schiff. Im Gegensatz dazu waren es nur 0,8g auf Mayweathers Horizon. Es scheint vernünftig, daß die Schwerkraft durch ein verteiltes System erzeugt wird wie auf späteren Schiffen, denn ein einzelner Generator oder einer per Deck könnte niemals für eine gleichmäßige Schwerkraft sorgen. Der Ausfall der Schwerkraft auf genau einem Deck in ENT: "In guter Hoffnung" (als Archer plötzlich in der Dusche schwebte ;-)) unterstützt die Idee von einem Schwerkraft-Netzwerk. Ein weiterer Aspekt ist jedoch der sogenannte "sweet spot", ein Ort, an dem sich, wie in "Aufbruch ins Unbekannte" gesehen, die Schwerkraft umdreht. Laut Travis ist dies der Fall "auf halbem Wege zwischen dem Schwerkraftgenerator und der Bugspitze". Mit einem verteilten Netzwerk würde dieser Effekt durchaus Sinn machen, denn die Schwerkraft eines Decks würde auch dessen Fußboden durchdringen, so daß tatsächlich sich ein "sweet spot" nahe der Decke jedes Decks ausbilden könnte. Travis spricht jedoch von genau einem "sweet spot", einem Generator und der "Bugspitze" (bow plate), wobei letzteres auf einem Raumschiff mit Untertasse auch den Rand ebendieser Untertasse bezeichnen könnte. Was auch nachdenklich stimmen sollte, ist daß Trip mit diesem "sweet spot" nicht vertraut ist, obwohl er doch der Chefingenieur des Schiffs ist.Turbolift
Wir wissen wenig über Turbolifte bis auf die Tatsache, daß sie von Linearmotoren angetrieben werden (jedenfalls laut dem TNG Technical Manual). Diese Technologie ist schon heute verfügbar; somit braucht man sich nicht um deren Plausibilität zu sorgen. Es ist noch unbekannt, wie der Aufzug im 22. Jahrhundert genannt wird, aber wir haben ihn schon mehrere Male gesehen, zuerst in ENT: "Der kalte Krieg". Das Aussehen ist auch keine Überraschung - es handelt sich lediglich um eine Kabine mit rundem Querschnitt, einem Bedienteil, um ein Deck auszuwählen und einem Kommunikations-Interface.Dusche
Es ist eigentlich kein Merkmal von alter oder neuer Technologie, aber Enterprise hat Duschen mit echtem Wasser (ENT: "In guter Hoffnung") im Gegensatz zu den Schallduschen auf Raumschiffen seit spätestens 2271 ("Star Trek I"). Nichts würde gegen Wasser auf neueren Schiffen sprechen, auch haben viele der Quartiere im 24. Jahrhundert zusätzliche Badewannen. Schallduschen scheinen jedoch um 2151 noch nicht zu existieren, obwohl sie angesichts der wiederkehrenden Probleme mit der vielleicht noch nicht ausgereiften Schwerkraft-Technologie sinnvoll wären - immerhin könnte umherfliegendes Wasser zu Beschädigungen oder Korrosion führen.Türöffner
Der Türöffner ist sicherlich kein High-Tech-Gerät, aber man muß sich wundern, warum jemand die Hand ausstrecken muß, um neben der Tür einen Knopf zu drücken. Gibt es nicht automatische Türen schon heute? Wenn man bedenkt, daß sogar mechanische Türklinken ergonomisch wesentlich besser angeordnet sind, erscheinen die Türöffner noch unpraktischer. Nach einer Weile auf Enterprise würden einem Menschen des 21. Jahrhunderts wohl die Handgelenke schmerzen. Ein Grund, weshalb jedesmal ein Knopf gedrückt werden muß, könnte sein, daß eine Autorisation mit Fingerabdruck geschieht. Dies würde man allerdings nur in speziellen Sicherheitszonen auf dem Schiff erwarten, nicht aber bei jeder einzelnen Tür.
Andere Teile des Artikels
Die Technologie des 22. Jahrhunderts, Teil 1 - Ausgabe 4/02
Die Technologie des 22. Jahrhunderts, Teil 3 - Ausgabe 7/02
Mehr (und aktueller) in der englischen Version
A Close Look at 22nd Century Technology - complete analysis of its continuity and plausibility in Enterprise
A Close Look at Enterprise NX-01 - with first-hand information by Doug Drexler