(T)Raumschiff Surprise

Eine (vielleicht übermäßig) kritische Vorschau

Summary

"Unser (T)Raumschiff" used to be a skit series on German TV about a completely crazy all-gay starship crew. Similarities to Star Trek (TOS) were intentional, but only as far as the look was concerned. Now the "(T)Raumschiff" skits are going to the big screen, like already their cousins from the same TV show that used to poke fun at the Western movies after the famed novelist Karl May. The new movie, due to be released in July 2004, is commonly expected to become an overwhelming success. It will be hilarious, but from all we know about it so far it will just exploit Star Trek as a stage for generic jokes about gay people and their sexual (mis)adventures, contrary to competent genuine science fiction parodies like "Galaxy Quest". Does a mindless comedy like "(T)Raumschiff" deserve its success, seeing how most of its prospective target audience usually give a damn about science fiction and its true fans? I don't want to close with a pathetic plea to boycott the movie, after all it will be amusing and I don't want to question anyone's taste. But personally I don't feel like rewarding people who just pillage a media format instead of really caring about it and who only promote the preconception that sci-fi fans are a bunch of nerds who have no life. Link to the IMDB page on the film.

Please note that, as hard as I may try, I feel unable to translate this article, since even in English and with additional explanations, advanced knowledge of the German language and German television would be required to understand it. So don't bug me!

Im Sommer 2004 kommt ein Star Trek Film in die deutschen Kinos - das könnte man zumindest meinen. Am 22. Juli läuft nämlich "Bully" Michael Herbigs Film "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" an, die Kinoadaption der aus der Bullyparade bei ProSieben bekannten Sketche um "Unser (T)Raumschiff".

Herbigs neuer Film folgt damit dem "Schuh des Manitu", der je nach Rechnungsweise (früher war Kino viel preiswerter!) der erfolgreichste deutsche Film aller Zeiten geworden ist und der ebenfalls auf Sketchen aus der Bullyparade basiert. Der Erfolg des "Schuhs" gilt als Phänomen, denn die inzwischen eingestellte Bullyparade ist so überwältigend populär nie gewesen. Mit ihren Gags, die mal mehr und mal weniger gezündet haben, führte die Sendung ein Nischendasein bei ProSieben. Die Comedywelle, im Zuge derer heute das Programm gerade dieses Senders ganz wesentlich auf Comedy aufbaut, kam erst später. Aber wenn nicht die Bekanntheit aufgrund der Bullyparade, was hat dann den "Schuh des Manitu" so außerordentlich erfolgreich gemacht? Die Antwort ist simpel. Der Film ist lustig. Ganz einfach lustig, ohne intellektuellen Anspruch und ohne sich an sein eigenes Setting zu halten. Erlaubt ist, was gefällt, und die deutsche Kinolandschaft, deren Fokus sonst auf sozialkritischen Minderheitenthemen und verkrampften Mittdreißiger-Beziehungskomödien liegt, kann den Erfolg von Bullys Filmklamauk sicher verkraften, ohne daß gleich der kulturelle Notstand ausgerufen werden müßte.

Nun kommt also "(T)Raumschiff Surprise" in vermutlich ähnlicher Machart in die Kinos, und alle Prognosen sagen einen ähnlichen Erfolg wie beim "Schuh" voraus. Ein Grund zu ungetrübter Freude unter Trek Fans? Nicht wirklich, wie ich meine.

 

Parodie auf Star Trek?

Die Reaktionen auf die erste Ankündigung von "(T)Raumschiff Surprise" waren auch unter Star Trek Fans durchaus positiv, wenn nicht sogar enthusiastisch. Eine häufige Äußerung in diesem Zusammenhang war und ist, daß "Unser (T)Raumschiff" eine gelungene Parodie auf Star Trek sei, und überhaupt (sinngemäß): "Man muß auch mal über sich selbst lachen können."

Doch genau diese Auffassung bestreite ich. Eine Parodie setzt die Kenntnis des Originals voraus. In diesem Sinn kann das "(T)Raumschiff" keine Parodie auf Star Trek sein. Wer die Sketche aus der Bullyparade gesehen hat, der sollte gemerkt haben, daß lediglich die Kulissen und Kostüme aus Star Trek (genauer gesagt, aus TOS) übernommen wurden. Der Inhalt der Sketche, sofern man bei den dünnen bis dämlichen Dialogen von Inhalt reden kann, hat rein gar nichts mit Star Trek zu tun. Eine tatsächliche Parodie würde Eigenschaften eines fiktiven Charakters oder Aspekte der Handlung aufgreifen, das Komische daran herausarbeiten und dies überzeichnen oder auf andere Weise ins Zentrum rücken. Das "(T)Raumschiff" tut dies nicht, sondern schafft komplett neue Figuren und Handlungen, die sich auf groteske Weise anders verhalten als die im echten Star Trek. Zudem sind Captain Kork (Christian Tramitz), Mr. Spuck (Michael Herbig) und Schrotty (Rick Kavanian), die Besatzungs-Mit-Glieder (Entschuldigung für das billige Wortspiel!), alle nach dem gleichen und somit schon langweiligen Muster als Tunten im Weltraumfummel gestrickt. Dabei hätten sich gerade Shatners legendäres "Over-acting" als Kirk und Nimoys schon arrogante Coolness als Spock ideal geeignet, um durch den Kakao gezogen zu werden. Bei Bully taucht statt dessen Mooshammer als Sado-Maso-Weihnachtsmann auf, auf der Brücke werden Unterhosen aufgehängt, oder Mr. Spuck trägt eine Kuhglocke als Intimschmuck. Das ist vielleicht komisch. Aber für eine echte Parodie hätten zu allererst die zahlreichen wirklichen Klischees der Serie ein gefundenes Fressen sein müssen, wie beispielsweise die anhaltenden Verluste unter den "Redshirts", die allgegenwärtigen Energiewesen, mysteriöse Passagiere mit verborgenen Fähigkeiten oder auch ganz banal Kirks immer wieder zerrissenes Shirt. Nichts von alledem ist in Bullys Fernsehsketchen aufgegriffen worden.

Generationen von Komikern, angefangen bei "Saturday Night Live", haben auf mehr oder weniger gelungene Art Star Trek parodiert, indem sie Aspekte der Serie aufgegriffen haben, auch und insbesondere wenn es nur kuriose Randnotizen waren. Das Glanzlicht unter den Parodien ist sicherlich "Galaxy Quest", ein überaus intelligenter Film, der eine spannende originale Story mit zahlreichen Anspielungen auf Star Trek und seine Fans zu kombinieren weiß. Wenn Trekker und Trekkies einmütig über sich selbst lachen, dann hier. Aber selbst die Anarcho-Komik von Michael Mittermaier schloß immerhin schon treffende Gags beispielsweise über Chekovs Aufgeregtheit ("Captain, Captain, fremdes Raumschiff auf dem Bildschirm." - "Ah geh, Chekov. Das ist doch nur der neue Bildschirmschoner.") oder die Sterbewahrscheinlichkeit unter den Redshirts mit ein. Ultimativ beweist Mr. Brot bei "Chili TV" im KiKa, zumal für Kinder konzipiert, daß eine Parodie mehr als nur bloßer Klamauk sein kann. Dazu kommen als positives Beispiel noch die animierten Parodien bei "Futurama", die bei Trekkern sehr beliebt sind. Schließlich gibt es noch die stilistisch hervorragenden Persiflagen im Internet wie Stone Trek oder Sev Trek. Alle diese Beispiele sind Bullys "(T)Raumschiff" Lichtjahre voraus, indem sie Star Trek auf komische Weise verarbeiten und nicht als bloße Bühne für allgemeine Albernheit ausnutzen. [Ergänzung: Die Blödelei in Mel Brooks' "Spaceballs" ist als weiteres Negativbeispiel zu nennen, an dem sich Herbig möglicherweise orientiert hat. Dieser Verdacht kommt zumindest auf, wenn man den "Surprise"-Trailer ansieht. Danke für den Hinweis!]

Das "(T)Raumschiff" ist wohl eher bewußt als aus Inkompetenz völlig frei von Anspielungen auf das echte Star Trek, obgleich es sich dessen Look angeeignet hat. Vielleicht ist ein Grund darin zu finden, daß Trek-spezifische Gags an einem Teil des Publikums vorbeigehen könnten. Trotzdem liegt der Verdacht nahe, daß sich die Autoren aus reiner Bequemlichkeit oder Desinteresse, vielleicht aber sogar latenter Feindschaft, nicht mit der Serie auseinandersetzen wollten. Dies soll keine Kritik an Michael Herbig und seinem Team sein, solange sie nicht behaupten, ihre Sketche seien Hommagen oder in irgendeiner Weise dem Original zuträglich. Nach meiner Meinung steht es offenkundigen Nicht-Fans nicht zu, uns eine Lektion zu erteilen, was an Star Trek komisch sein soll oder auch nur komisch sein könnte.

 

Aus zwei Minuten werden zwei Stunden

Vom "(T)Raumschiff"-Kinofilm ist keine Richtungsänderung zu einer wirklichen Parodie auf Star Trek zu erwarten. Im Gegenteil, der Titel "Periode 1" und die ersten Bilder aus dem Film zeigen eine Mischung aus Star Trek, Star Wars und Ritter-/Fantasy-Film. Mit Til Schweiger als eine Art Han Solo, Anja Kling als so etwas wie Leia sowie Sky Du Mont, der im "Schuh des Manitu" einfach hervorragend herüberkam, als fieser Märchenkönig. Außerdem sind Kostüme, Phallussymbole, Modelle und Kulissen des Kinofilms gegenüber den Fernsehsketchen extrem stark abgeändert, was nicht nur auf das jetzt viel höhere Budget, sondern vor allem auch darauf zurückzuführen sein dürfte, daß man Urheberrechtsprobleme mit Paramount vermeiden mußte. Und plötzlich hat das "(T)Raumschiff" auch weibliche Besatzungsmitglieder. Insofern entfernt sich die Kinoversion vom Purismus der Sketchserie.

Auch wenn es grundsätzlich zu begrüßen ist, daß sich die Komik im Film anders als bei den Sketchen üblich auch einmal oberhalb der Gürtellinie abspielen wird, das "(T)Raumschiff" bleibt auf der großen Leinwand seinem eigenen Stil nicht treu, sondern wird zu einem inkohärenten Scifi-Fantasy-Crossover aufgemotzt. Wobei effektlastige Raumschlachten à la Star Wars sowie die offensichtliche Veralberung von erkennbaren Figuren und Konzepten wie Han Solo, Leia und des Galaktischen Imperiums immerhin ein Stückchen echte Science Fiction bzw. parodistische Elemente erwarten lassen, nur eben nichts von Star Trek. Der "Schuh des Manitu" mit seinem durchgängigen Wildwest-Thema war nicht so heterogen, wenn man einmal davon absieht, daß konzeptionelle Änderungen ohnehin unverzichtbar sind, wenn ein Zwei-Minuten-Sketch auf gut zwei Stunden gedehnt werden muß. Der Übergang zum anderen Format ist beim "Schuh" eigentlich recht gut gelungen, was beim "(T)Raumschiff" viel problematischer sein dürfte. Die Vorlage ist einfach zu dürftig. Allein mit schlüpfrigen Anspielungen und überhaupt mit drei Protagonisten, die bloße Klischeevorstellungen über das andere Ufer bedienen, könnte nicht einmal Lilo Wanders eine von seinen/ihren Sendungen bestreiten, und mit unmotivierten teuren Spezialeffekten ist auch kein Spielfilm zu füllen.

 

"Respekt"

Viele meiner Einwände gegen "(T)Raumschiff Surprise" sind sehr subjektiv und lassen sich nur schwer in allgemeingültige Argumente fassen. Wie schon Pierre Brice in der denkwürdigen "Wetten Dass"-Sendung aus Anlaß des Filmerfolgs zu Michael Herbig sagte, es fehlte dem "Schuh des Manitu" an Respekt. Leider hat Herbig seine Lektion nicht gelernt, sondern glaubte auch diese Äußerung noch veralbern zu müssen, indem in der "Extra Large"-Version des Films ein alter Indianer mit französischem Akzent "Röspekt" verlangt. Was genau Pierre Brice mit seiner Forderung nach Respekt nun gemeint hat, das hat er nicht ganz zufriedenstellend erklärt. Sicher hat er sich persönlich angegriffen gefühlt - er, der der Saga um Winnetou damals Leben eingehaucht hat und der sich nun mit der für ihn bitteren Tatsache konfrontiert sieht, daß ein anspruchsloser Abklatsch viel erfolgreicher ist als das Original. Dabei handelt es sich bei dem altgedienten und lebenserfahrenen Schauspieler mit Sicherheit mehr als nur um gekränkte Eitelkeit. Ebenso würde der selige Gene Roddenberry sich vermutlich im Satellit umdrehen, wenn er vom "(T)Raumschiff" wüßte, das sein Erbe einfach visuell plündert, ohne sich in irgendeiner Weise damit auseinanderzusetzen. Das haben die beiden einfach nicht verdient.

"Respekt" ist nach meinem Erachten bei Science Fiction ein noch sensibleres Thema als bei Karl May. Es fällt im Medienalltag auf, daß sich Science Fiction und deren Fans einer Menge von Unverständnis und Vorurteilen gegenübersehen. Gerade in Deutschland, wo eine fast schon masochistische Neigung vorausgesetzt wird, die Wirklichkeit oder was man dafür hält in sich aufzusaugen und sich auch noch dafür schuldig zu fühlen. Bitte nicht mißverstehen. Ich möchte keinesfalls dafür plädieren, die Augen unserer Welt gegenüber zu verschließen, aber als Kontrast zur sogenannten "Reality" in den Medien sollte doch etwas geistreicher Eskapismus erlaubt sein. Schließlich ist es auch gesellschaftlich akzeptiert, wenn Männer den Samstag auf der Fußballtribüne verbringen und danach noch ausgiebig eine Kneipe beehren. Kreative oder phantasievolle Hobbies haben es dagegen schwer, und ganz am unteren Ende der Akzeptanzskala stehen Anhänger von Science Fiction und Fantasy, die von den Medien in bedrohliche Nähe von Ufo-Sekten gerückt werden. Phantasiewelten und Zukunftsvisionen sind in unserer Gesellschaft nur etwas für Kinder und eben für realitätsfremde "Freaks". Oder aber, gerade im Land der E- und U-Kategorie, etwas zum Ablachen, da ja in einer "unechten" Welt ohnehin nichts Produktives oder Sinnvolles zu finden sei. Dabei ist in letzter Konsequenz doch jede Fiktion wie auch das meiste, was sich im TV "Reality" nennt, nichts anderes als ein "Fantasy"-Format, auch wenn ihnen wirkliche Phantasie oft abgeht. Ich möchte nicht so weit gehen, daß in der Öffentlichkeit behauptet würde, die Protagonisten von TOS seien wirklich schwul (was nur in der Slash Fiction Szene verbreitet ist). Oder daß man landläufig glaubte, Star Trek Fans würden grundsätzlich den ganzen Tag in bunten Lycra-Kostümen durch die Gegend rennen. Aber viele Science Fiction Fans wissen schon, warum sie ihr Hobby in der Verwandtschaft, in der Schule oder am Arbeitsplatz nicht erwähnen.

Ich bin sicher kein flammender Befürworter von Political Correctness, aber wenn Comedy einfach falsche Tatsachen in den Raum stellt und Vorurteile bestärkt, dann fällt es mir schwer, darüber zu lachen. Erst recht als sozusagen "Betroffener". Sicher, in unserer Gesellschaft ist die noch immer bestehende Diskrimierung durch Rassismus und Sexismus viel schwerwiegender, und ich würde mir einen solchen Vergleich nicht anmaßen, wo es hier doch "nur" um die Geringschätzung einer Freizeitbeschäftigung geht. Aber da ich beim Thema bin, was sollen Homosexuelle von Bullys derber Verunglimpfung halten? Sind alle Schwulen solche Tucken wie auf dem "(T)Raumschiff", daß sie (weil angeblich so trefflich dargestellt) herzlich mitlachen müßten? Strenge Political Correctness wäre das Ende fast jeden Humors, aber wenn der Humor wie beim "(T)Raumschiff" nur in eine sozusagen mehrheitsfähige Richtung geht und nur auf Kosten von bestimmten vermeintlich lächerlichen Gruppen, dann kann das auch nicht richtig sein.

 

Schlußwort

Nun gut, "(T)Raumschiff Surprise" wird trotz meiner Unkenrufe ein Erfolg werden und bei Michael Herbig und Constantin Film kräftig die Kasse klingeln lassen. Und überhaupt, wer die Besucher ins Kino lockt und zum Lachen bringt, der hat recht. Honi soit qui mal y pense.

Warum nehme ich das Thema trotzdem so bierernst?

Wer hier jetzt einen verzweifelten Aufruf zum Boykott erwartet, den muß ich enttäuschen. Jeder, den es interessiert, sollte sich seine eigene Meinung bilden und sich dabei auch fragen, ob der Film den Hype in den Medien wert ist. Ich selbst werde allerdings kein Geld ausgeben, um "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" im Kino anzusehen. Somit werde ich erst, wenn er mal im Fernsehen läuft (voraussichtlich bei ProSieben), eine Gelegenheit bekommen, meine Einwände zu bestätigen oder zu widerlegen. Letzeres wäre für mich völlig in Ordnung, schließlich vertrete ich keine "Ideologie des reinen Trek" oder ähnliches, und eilig habe ich es auch nicht. "There are always possibilities", würde Mr. Spock sagen. -- Mr. Spuck würde hingegen eher vorschlagen: "Abwarten und Prosecco trinken." Ich mag das süße Zeug aber nicht.

 

Nachtrag

Nun habe ich "(T)Raumschiff Surprise: Periode 1" also endlich gesehen. Und zwar, wie vorab vermutet, im Fernsehen bei ProSieben. Tatsächlich hat der Film einige Qualitäten, die ich ihm nicht unbedingt zugetraut hätte. So ist er über weite Strecken hinweg schön anzusehen und auch recht spannend. Es ist alles in allem durchaus eine ordentliche Science-Fiction-Parodie geworden, nur daß sie außer den zu offensichtlichen Anspielungen vor allem auf Star Wars und ein paar andere Franchises wie z.B. X-Files für Fans kaum etwas bietet. Und wie erwartet ist "(T)Raumschiff Surprise" so gut wie frei von Referenzen auf Star Trek. Nur der tschechische (statt russische) Brückenoffizier und das Beam-Spiel "1, 2 oder 3" waren in diesem Zusammenhang einen Lacher wert. Da hätte Bully mit etwas Genre-Kompetenz eine Menge mehr gute Gags einbringen können.

Von den Schauspielern gefiel mir Til Schweiger am besten, der als galaktischer Taxifahrer nach Art von Han Solo hervorragend besetzt war und auch eine tragende Rolle spielen durfte. Deutlich blasser fiel dagegen der Auftritt von Anja Kling aus, die zeitweise etwas verloren in der "Männergeschichte" wirkte. Was Bully Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian angeht, so kann man die Herumtuckerei als Weltraumschwuchteln bzw. als sächselnd-nuschelnder Jens Maul nur mit einer Portion Wohlwollen als Schauspielerei bezeichnen. Anders als noch beim "Schuh" blieb die Darstellung der Figuren über den ganzen Film hinweg klischeehaft und einfach albern. Eben genau wie in den alten "(T)Raumschiff"-Sketchen. Die einzige Ausnahme stellte das Ende dar, als Spucky wegen seines Übergewichts zurückgelassen werden mußte und wo tatsächlich einmal nachvollziehbare Schwermut bei den Protagonisten aufkam. Als Schauspielern kann man den dreien immerhin zugute halten, daß auch ein Patrick Stewart (der übrigens schon total überzeugend als Oberschwuler in "Jeffrey" zu sehen war) nicht mehr aus einer derartig platten Rolle herausholen könnte.

Vor allem aber von Sky Du Mont hätte ich mir mehr erwartet. War er als Santa Maria (den er hier auch wieder kurz geben durfte) ein Bösewicht der erfrischend anderen Art, so blieb seine Rolle als "William der Letzte" wenig beachtenswert. Zumal er seine Lieder diesmal nur kurz ansingen durfte. Und dafür, daß ihm mit "Andreas Kreuzen" (das sind die Kreuze der Jungfrau Andrea) der mit Sicherheit übelste Kalauer der deutschen Filmgeschichte in den Mund gelegt wurde, kann der gute Sky auch wenig.

Ein paar andere Gags waren ähnlich unterirdisch schlecht, daß mir eher nach Stöhnen als nach Lachen zumute war. Zum Glück konnten gut arrangierte komische Situationen und gezielt ausgespielte subtilere Gags dieses Manko meist wieder ausbügeln. Trotzdem nervte, wie schon angemerkt, immer wieder das konstant tuckige und dadurch uninteressante Verhalten von Kork, Spuck und Schrotty, da es eher an die Sketch-Show als an einen Spielfilm erinnerte. Die drei paßten in etwa so wenig in das Szenario wie Jar Jar Binks in "Episode 1", und letzterer ist daher wohl zu recht der unbeliebteste Charakter von Star Wars geworden. Nur daß Kork und Spuck ja die Hauptfiguren von "Periode 1" sind.

Meine Präventiv-Kritik an "Periode 1" und insbesondere dem zu erwartenden Imageverlust von Science-Fiction-Fans war vielleicht überzogen. Bully zieht mit seinem definitiv respektlosen und streckenweise niveaulosen Film in erster Linie die Lacher auf seine Seite. Es ist weder seine Absicht noch ein einkalkulierter Nebeneffekt, eine irgendwie geartete Botschaft zu vermitteln (auch wenn er im echten Leben manchmal halb-ironisch selbstbeweihräuchernd so tut, als habe er eine Mission). Den Hype um den Film, der in Deutschland alles was es je um Star Trek gegeben hat, um ein Vielfaches übersteigt, war es in keinem Fall wert. Denn unabhängig davon, wie man "Periode 1" persönlich bewertet (und ich fand ihn nicht unbedingt schlecht), ist es bestimmt kein "großer" Film oder einer der Maßstäbe setzt oder in sonst irgendeiner Form abgesehen vom kommerziellen Erfolg bedeutend wäre. In diesem Zusammenhang stört es mich schon, daß der Abklatsch immer wieder mit dem vermeintlichen Original in Verbindung gebracht wird und das echte Star Trek gerade hierdurch zu einem gewissen Grad aus der Popkultur, zumindest im deutschsprachigen Raum, verdrängt. Denn "(T)Raumschiff Surprise" tut sich als massenfähige und auch noch lustige Alternative zur "Weltraumoper" auf, die die Notwendigkeit beseitigt, sich auch einmal mal mit den Inhalten von Star Trek oder anderer Science Fiction zu beschäftigen. Auch wenn das ohnehin schlechte Ansehen von Trekkern nicht direkt durch "Periode 1" gelitten hat, ist dies doch eine Niederlage. Und mir zumindest ist es unverständlich, wie man im "Periode 1"-Fummel zu einer Star Trek Convention gehen kann. Dann doch lieber als Darth Vader.

Also, "(T)Raumschiff Surprise" wird nicht ganz so heiß gegessen, wie ich die Vorabkritik gekocht habe. Aber während der Film selbst noch, sagen wir, ganz akzeptabel war und ich Bully & Co nach wie vor als Komiker mag, bleibt die Frage, warum man in Deutschland nur mit Lachnummern Kinoerfolge erzielen kann. Warum werden bild- und gefühlsstarke Filme, die beispielsweise historische Ereignisse thematisieren, nur fürs Pantoffelkino produziert, wo sie nicht annähernd so grandios wirken wie es auf der großen Leinwand sein könnte? Warum hat es nie jemand auch nur versucht, einen deutschen Science-Fiction-Film auf die Beine zu stellen (oder auch Fantasy, Horror, Mystery)? Es gibt in Deutschland jede Menge Förderung für die Filmwirtschaft, die aber immer wieder die gleiche Art Produkte hervorbringt, mal mit weniger und gegenwärtig mit mehr Erfolg. Mal ganz abgesehen von "Stupid German Money", mit dem heutzutage viele von Hollywoods Blockbustern finanziert werden, die dem deutschen Film immer wieder die Zuschauer entziehen. Weil sie genau das an Action, Spannung und Phantasie bieten, was ein guter Teil des Publikums beim heimischen Film vermißt.

 

Danksagung

Danke an Thorsten für moralische Unterstützung! Alle Fotos © herbX film.

 


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