Raumschiff-Registriernummern

"NCC" bezeichnet ein Sternenflottenschiff im regulären Dienst, "NX" ein Prototypschiff. Was aber bedeuten die Nummern dahinter? Während es offensichtlich ist, daß diese mit der Zeit immer größer geworden sind, gibt es auch viele Ausnahmen, die darauf hindeuten, daß die Nummern nicht streng chronologisch vergeben werden.

Alles begann mit der NCC-1701. Obgleich er einen direkten Zusammenhang bestreitet, mag Matt Jefferies, der damals die Enterprise entwarf, von der ähnlich lautenden Registriernummer seines Flugzeugs inspiriert worden sein. Ein konkretes Schema, was die Numerierung von Raumschiffen durch die Sternenflotte anbetrifft, steckte jedenfalls nicht hinter dieser Nummer. Eine gewisse Systematik bei der Numerierung trat mit dem Beginn von TNG zutage. Raumschiffe des 22. Jahrhunderts wie beispielsweise die USS Archon NCC-189 und USS Horizon NCC-173, beide Daedalus-Klasse, erhielten nachträglich dreistellige Nummern (Star Trek Encyclopedia). Dem Beispiel der USS Enterprise NCC-1701 folgend hatten andere Raumschiffe des mittleren und späten 23. Jahrhunderts wie die USS Reliant NCC-1864 und die USS Excelsior NX-/NCC-2000 vierstellige Nummern. Schließlich folgten fünfstellige Nummern im 24. Jahrhundert, wie sie auf der USS Saratoga NCC-31911, der USS Voyager NCC-74656 und vielen anderen Schiffen sichtbar sind. Die derzeit höchste bekannte Nummer ist die der USS São Paulo NCC-75633, die in Defiant umbenannt wurde.

Der Anstieg der Zahlen suggeriert, daß die Zahl der Raumschiffe, oder genauer, die Zahl der neu vom Stapel gelassenen Schiffe, mit der Zeit etwa exponentiell angestiegen ist. Nimmt man eine durchschnittliche Lebensdauer von einigen Jahrzehnten für ein Raumschiff als Grundlage, so würde die Sternenflotte im gegenwärtigen Jahr 2376 mehr als 10000 Raumschiffe besitzen. Dies scheint auf den ersten Blick nicht mit dem chronischen Raumschiffmangel in TNG und in den ersten Staffeln von DS9 übereinzustimmen. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß sich diese Raumschiffe auf die gesamte Föderation verteilen, so daß auch bei einer "kleinen" Föderation von einigen zehntausend Kubiklichtjahren nur ein paar Raumschiffe sich in Tagesreichweite befinden, wenn überhaupt. Die Verlustzahlen im Dominionkrieg beweisen endgültig, daß es sich tatsächlich um tausende von Raumschiffen handeln muß. Es beginnt mit den verlorenen 98 Schiffen der Sechsten Flotte in DS9: "Zeit des Widerstands" und setzt sich mit weiteren großen Flottenbewegungen beispielsweise in DS9: "Sieg oder Niederlage", "Tränen der Propheten" und schließlich in "Das, was Du zurücklässt" fort. Wir können davon ausgehen, daß zahlreiche kleinere Gefechte des Krieges gar nicht in der Serie erwähnt worden sind.

Die Registriernummern scheinen also chronologisch vergeben zu werden, steigen aber mit der Zeit sehr stark an. Eine einfache Erklärung für die hohen Registriernummern im 24. Jahrhundert könnte sein, daß zu dieser Zeit nicht nur Sternenflottenschiffe, sondern auch solche mit zivilen Eignern im Nummernschema berücksichtigt sind. Dies könnte beispielsweise für die S.S. Vico NAR-18834 gelten, ein Forschungsschiff, das in TNG: "Der einzige Überlebende" zu sehen war. Das Orbitalshuttle aus "Star Trek VI" hatte gut 75 Jahre früher allerdings schon eine Nummer NAR-25820. Eine alternative Möglichkeit ist, daß alle Runabouts und andere Kleinschiffe im 24. Jahrhundert ihre individuelle Nummer erhalten, während sie im 23. Jahrhundert noch gar nicht existierten bzw. mit der Nummer ihrer Sternenbasis oder ihres Mutterschiffs versehen waren.

Erhebliche Probleme entstehen durch einzelne Nummern, die gar nicht in das gegebene Schema passen wollen. So hat die USS Grissom (Oberth-Klasse) die Nummer NCC-638. Dies würde bedeuten, daß das Schiff wesentlich älter als die USS Enterprise NCC-1701 (Stapellauf 2245) sein müßte, obwohl sie doch eher modern wie die Excelsior aussieht. Dazu kommt noch die Frage, warum im 24. Jahrhundert die Oberth-Klasse nicht nur in Betrieb war, sondern auch noch neue Schiffe gebaut wurden, wie z.B. die USS Cochrane NCC-59318 (Star Trek Encyclopedia) zu beweisen scheint. Es ist kaum glaubwürdig, daß einerseits die Sternenflotte 60 oder mehr verschiedene Schiffsklassen haben soll, aber eines dieser Designs mehrere Generationen von anderen überleben soll. Das wäre in etwa so, als würde die Deutsche Bahn AG den ICE 3 einmotten, aber noch immer preußische Dampfloks bauen.

Eine berühmte Kuriosität ist die Nummer "NCC-1017" der USS Constellation (TOS: "Planeten-Killer"), die offensichtlich durch einfaches Umstellen der Nummer "NCC-1701" aus dem AMT-Modellbausatz entstand. Das Problem hierbei ist, daß die USS Constitution, also das erste Schiff der Klasse, die Nummer "NCC-1700" haben soll, so daß die Enterprise das zweite wäre. Wie kann also die Constellation, die ebenfalls zur Constitution-Klasse gehört, viel älter sein? In Fankreisen gibt es dazu eine Reihe von Erklärungen, die von vernünftig bis abstrus reichen. Viele der Abweichungen vom chronologischen Schema lassen sich so erklären, daß bis zum Ende des 23. Jahrhunderts die Raumschiffe nicht notwendigerweise streng sequentiell numeriert wurden. Es kann gut sein, daß Registriernummern von ausgemusterten Schiffen wiederverwendet wurden. Vielleicht war es sogar eine Tradition, daß neue Raumschiffe die Namen und auch die zugehörigen Nummern von ausgemusterten oder zerstörten Schiffen erhielten. Es könnte also eine USS Constellation NCC-1017 unbekannter Bauart gegeben haben, deren Name und Nummer von dem späteren Schiff der Constitution-Klasse übernommen wurden. Spätestens 2286 muß allerdings damit Schluß gewesen sein. Andernfalls hätte die Enterprise-A einfach "USS Enterprise NCC-1701" in "Star Trek IV" wie ihre Vorgängerin heißen können.

Eine andere sinnvolle Idee ist, daß ein Schiff seine Nummer schon dann erhält, wenn es bei der Flottenwerft in Auftrag gegeben wird und nicht erst dann, wenn es in Dienst gestellt wird. Dies könnte der Grund sein, weshalb das Prototypschiff USS Bradbury NX-72307 eine höhere Nummer hat als die USS Sutherland NCC-72015, die in einer späteren Folge auftauchte und angeblich gerade erst in Dienst gestellt worden war - so daß kein Captain zur Verfügung stand und Data das Kommando übernahm (TNG: "Kampf um das Klingonische Reich II". Diese Theorie könnte sogar die dämliche Nummer NX-59650 auf dem Rumpf der USS Prometheus erklären, die alles andere als einleuchtend ist für ein brandneues Schiff (VOY: "Die Flaschenpost"). Trotzdem hatte wohl Okuda ein schlechtes Gewissen und nahm NX-74913 als nun "offizielle" Nummer der Prometheus in die Encyclopedia III auf. Mit Ausnahme dieses einen Schiffs steigen die Registriernummern aller neuen Raumschiffe allerdings monoton, obwohl die Entwicklungs- und Bauzeiten der einzelnen Typen sehr unterschiedlich sein dürfte.

Eine weitere Theorie regt an, daß komplette Bereiche von Registriernummern für eine einzelne Schiffsklasse reserviert sind, was eine gewisse Streuung der Nummern gleichalter Schiffe verschiedener Klassen bedeuten würde. In diesem Fall müßte die Nebula-Klasse mit vielen Schiffen im Bereich von NCC-6**** nicht unbedingt älter sein als die Galaxy-Klasse. Dies scheint jedoch auch nicht unbedingt der Fall zu sein, wenn man bedenkt, daß alle neuen Schiffe der letzten Jahre (also 2368 bis 2376) Registriernummern im Bereich von 72000 bis 75000 haben, völlig unabhängig von ihrer Klasse.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Registriernummern nur grob mit der Zeit übereinstimmen, zu der das jeweilige Raumschiff vom Stapel gelassen wurde. Keiner der verschiedenen Ansätze kann alle Probleme klären. Vielleicht muß einfach akzeptiert werden, daß Raumschiffe oft recht willkürlich numeriert werden. In Kfz-Kennzeichen ist üblicherweise auch recht wenig System. Ich sehe häufig sehr neue Autos mit ganz ähnlichen Nummern wie meine 16 Jahre alte Rostlaube...

 

Mehr (und aktueller) in der englischen Version

Starship Registries - Do the NCC numbers make any sense?

 


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